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Nagel - Politik und Wirtschaft müssen Kampf gegen Inflation unterstützen

15.05.2023
um 14:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Auch Politik und Wirtschaft müssen aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel ihren Beitrag zur Eindämmung der anhaltend hohen Inflation leisten.

Das politische und wirtschaftliche Umfeld habe maßgeblichen Einfluss auf die Geldwertstabilität, sagte Nagel am Montag auf einer Veranstaltung in Frankfurt laut Rede-Manuskript. "Eine stabilitätsorientierte Geldpolitik kann auf Dauer nur Erfolg haben, wenn auch die anderen Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an diesem Stabilitätsziel mitwirken", sagte er. So müsse die Politik für solide Staatsfinanzen sorgen und übermäßige Verschuldung zurückführen. Zudem solle die Finanzpolitik keinen zusätzlichen Preisdruck erzeugen.

Darüber hinaus solle die Wettbewerbspolitik eine übermäßige Marktmacht unter den Unternehmen begrenzen, sagte Nagel. Denn eine solche Marktmacht könne zu überhöhten Preisen führen. "Zwei weitere Ansatzpunkte für stabile Preise finden sich im wirtschaftlichen Umfeld: Unternehmen, die ihre Preisforderungen maßvoll und begründet anheben und nicht die Gelegenheit für kurzfristige 'Windfall Profits' nutzen", führte er aus. Dazu kämen Tarifparteien, die Augenmaß zeigten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselsätze bereits sieben Mal in rasanter Folge um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank bekommen, liegt mittlerweile bei 3,25 Prozent. "Die Geldpolitik muss der hohen Inflation mit Zinserhöhungen klar und entschlossen entgegentreten", sagte Nagel. Er warb zudem um Geduld: "Es wird nicht ohne Mühen zu erreichen sein, wieder nachhaltig zu stabilen Preisen im Euroraum zu gelangen." Die Inflation im Währungsgebiet hat sich zwar von ihren Höchstständen des vergangenen Jahres ein Stück weit entfernt. Mit 7,0 Prozent im April lag sie zuletzt aber immer noch mehr als drei mal so hoch wie das Zwei-Prozent-Ziel der EZB.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)