Reuters

Ukraine - Haben sechs Hyperschall-Raketen abgeschossen

16.05.2023
um 15:37 Uhr

(fasst Ticker-Einträge zusammen, neue Einzelheiten)

Kiew (Reuters) - Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben in der Nacht zum Dienstag sechs russische Hyperschall-Raketen vom Typ Kinschal abgeschossen.

Es wäre der erste Schlag dieser Dimension gegen eine solche Rakete, die die Regierung in Moskau als eine Art "Wunderwaffe" preist. In vielen Städten der Ukraine ertönte am Morgen Luftalarm, darunter auch in Kiew. Neben den Kinschal-Raketen seien neun russische Marschflugkörper vom Typ Kalibr und drei landgestützte Iskander-Raketen abgefangen worden, teilte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, über den Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Sollten sich die Angaben bestätigen, würde dies die Effizienz der vom Westen an die Ukraine gelieferten Flugabwehrsysteme unter Beweis stellen. Die Kinschal-Rakete fliegt zehn Mal schneller als der Schall. Auch wurden den Angaben zufolge sechs Schahed-Drohnen iranischer Bauart und drei Aufklärungsdrohnen zerstört. "Die Mission des Feindes ist es, Panik zu schüren und Chaos zu schaffen", sagte der ukrainische General Serhij Najew. Dessen ungeachtet sei in der nordwestlichen Zone des Landes einschließlich der Hauptstadt Kiew alles unter Kontrolle.

Das russische Militär zerstörte nach eigenen Angaben bei seinen Angriffen in der Nacht ein vom Westen geliefertes Patriot-Luftabwehrsystem. Dies sei mit einer Kinschal-Rakete gelungen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau über sein Nachrichtenportal Swesda mit. Dem entgegen sagte Saluschnyj, alle russischen Raketen hätten abgeschossen werden können. Die russischen Angriffe hatten nach Regierungsangaben auch ukrainische Kampfeinheiten und Munitionslager zum Ziel.

Serhij Popko, Leiter der Militärverwaltung der Stadt Kiew, berichtete auf der Nachrichten-App Telegram über den Beschuss der Hauptstadt in der Nacht: "Er war ungewöhnlich in seiner Intensität - die größtmögliche Anzahl von Angriffsraketen in kürzester Zeit." Drei Menschen seien nach dem Abschuss der Raketen von herunterfallenden Teilen verletzt worden. Es war bereits der achte Angriff auf die Hauptstadt in diesem Monat. Beobachter werten dies als Maßnahme der Russen im Vorgriff auf die angekündigte ukrainische Frühjahrsoffensive im Osten und Süden des Landes. Vergangene Woche hatten ukrainische Streitkräfte im Gebiet der Stadt Bachmut im Donbass die größten Geländegewinne seit November gemeldet.

EUROPARAT WILL SCHADENSREGISTER EINRICHTEN

In die Bemühungen um eine Waffenruhe schaltete sich unterdessen eine Gruppe afrikanischer Staats- und Regierungschefs ein. Sie wollten nach Moskau und Kiew reisen, um einen möglichen Friedensplan für den Ukraine-Krieg zu erörtern, teilte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa mit. Der russische Präsident Wladimir Putin und das ukrainische Staatsoberhaupt Wolodymyr Selenskyj seien bereit, die Delegation zu empfangen. Der Vorstoß werde auch von Senegal, Uganda und Ägypten unterstützt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres, die USA und Großbritannien seien über die Initiative informiert worden. Die Regierungen in Washington und London hätten "vorsichtige" Unterstützung signalisiert.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine steht auch im Zentrum eines zweitägigen Gipfels der Mitgliedstaaten des Europarats in Island. Zu dem Treffen in der Hauptstadt Reykjavik werden rund 40 europäische Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Es ist erst das vierte Treffen des 1949 gegründeten Europarates auf Chefebene. Russland war ebenfalls Mitglied der Organisation, wurde mit Beginn der Invasion dann aber ausgeschlossen. Laut Entwurf für die Gipfel-Erklärung will der Europarat ein Schadensregister schaffen, um die von Russland verursachte Zerstörung in der Ukraine festzuhalten.

(Bericht von Gleb Garanich, Sergiy Karazy, Wendell Roelf und Andreas Rinke; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)