Reuters

Börsen schwergängig - US-Schuldenstreit belastet

17.05.2023
um 11:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Europas Börsen fehlt weiter der Schwung. Gestützt auf Kursgewinne bei Siemens lag der Dax am Mittwochvormittag 0,3 Prozent höher bei 15.949 Punkten, während der EuroStoxx50 bei 4316 Zählern auf der Stelle trat.

Anleger warteten Händlern zufolge vor allem auf einen Durchbruch im Streit über eine Anhebung der US-Schuldenobergrenze. "Trotz einiger Fortschritte bei den Gesprächen sind noch erhebliche Hürden zu überwinden", fassten die Volkswirte der Commerzbank zusammen. "Das Geld in der Kasse wird unterdessen knapp." Das US-Finanzministerium erwartet, die Rechnungen des Bundes ohne Einigung nur noch bis zum 1. Juni bezahlen zu können. Finanzministerin Janet Yellen warnte vor einem weltweiten Börsenbeben, sollte es zu einem Zahlungsausfall der USA kommen.

Schwache Konjunkturdaten aus China trübten ebenfalls die Stimmung. Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze waren im April weniger stark gewachsen als erwartet. Die Analysten von Barclays äußerten Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Erholung im Wohnungsbau und beim Konsum im Reich der Mitte. "Peking muss in der zweiten Jahreshälfte möglicherweise eine neue Runde unterstützender Maßnahmen einführen, einschließlich der Senkung der Leitzinsen, um das Wachstum anzukurbeln", sagte Ting Lu, Chefökonom für China beim Broker Nomura.

All das lastete auch auf den Ölpreisen. Die Preise für die Nordseesorte Brent und US-Leichtöl WTI1 fielen um je ein Prozent auf 74,15 und 70,10 Dollar je Fass. Ein überraschender Anstieg der Rohöllagerbestände in den USA schürte zusätzliche Nachfragesorgen.

COMMERZBANK UND EURONEXT RUTSCHEN AB

Am Aktienmarkt vergraulte die Commerzbank mit ihrem Ausblick die Investoren. Die Papiere des Geldhauses fielen in der Spitze um 7,9 Prozent auf 9,11 Euro. Damit standen sie mit Abstand am Dax-Ende und notierten so tief wie seit sieben Wochen nicht mehr. Aus Sicht von Coba-Finanzchefin Bettina Orlopp ist der Höhepunkt beim Zinsüberschuss im laufenden Jahr voraussichtlich erreicht. Die auf 7 Milliarden Euro im Gesamtjahr angehobene Prognose liege noch unter den Schätzungen einiger Analysten, sagte ein Händler. Anlegern schmecke zudem nicht, dass bei der polnischen Tochter mBank weitere Belastungen nicht auszuschließen sind.

Beim paneuropäischen Börsenbetreiber Euronext ging es wegen der rückläufigen Handelsumsätze und Erträge im Quartal ebenfalls abwärts. Die Aktien verloren an der Pariser Börse bis zu 5,5 Prozent auf ein Sechs-Monats-Tief von 65,50 Euro. Die Entwicklung von Umsatzrendite und Marktanteilen werfe Fragen auf, hieß es bei der Credit Suisse. Auch die Titel der London Stock Exchange sackten nach einer Platzierung um bis zu 5,1 Prozent auf ein Drei-Wochen-Tief ab. Ein Investorenkonsortium bestehend aus der US-Firma Blackstone und Thomson Reuters hat nach Angaben einer der begleitenden Banken Aktien an dem Börsenbetreiber im Wert von umgerechnet rund 3,1 Milliarden Euro verkauft.

ANLEGER MIT SIEMENS-ZAHLEN ZUFRIEDEN

Siemens konnten hingegen bei den Anlegern punkten. Die vorgelegten Ergebnisse seien "hervorragend", fassten die Analysten von Berenberg zusammen. Anleger sollten angesichts der anhaltend guten Auftragslage und starker Margen erfreut sein. "Es gibt wenig für die Bären zu bemängeln, und vieles wird den Bullen gefallen." Siemens-Aktien stiegen um bis zu drei Prozent auf 154,14 Euro - der höchste Stand seit Anfang Januar 2022.

Auch bei SAP zeigten sich die Investoren mit den angehobenernMittelfrist-Prognosen und geplanten Aktienrückkäufen zufrieden. Die Papiere des Softwarehauses zogen um 1,6 Prozent an.

(Bericht von Anika Ross; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)