Reuters

Alliierte zögerlich bei Kampfjet-Lieferung an Ukraine

17.05.2023
um 16:52 Uhr

(Neu: Niederlande)

Berlin/Amsterdam (Reuters) - Die Alliierten der Ukraine bleiben bei der Forderung der Regierung in Kiew nach der Lieferung westlicher Kampfjets zögerlich.

Großbritannien trat am Mittwoch dem Eindruck entgegen, die Regierung arbeite aktiv daran, die Ukraine mit Jets auszustatten. "Großbritannien wird der Ukraine keine Kampfflugzeuge zur Verfügung stellen", sagte Verteidigungsminister Ben Wallace bei einem Besuch in Berlin. Auch die niederländische Regierung hielt sich bedeckt. Es gebe keine Fortschritte in der Frage zu berichten, sagte Außenminister Wopke Hoekstra in Amsterdam.

Die niederländische Regierung hatte zuvor angekündigt, sie wolle mit Großbritannien, Dänemark, Belgien und anderen Partnern darauf hinwirken, die Ukraine mit den geforderten Kampfjets des US-Typs F-16 auszustatten. "Wir haben noch keine Lösung gefunden", sagte Hoekstra: "Wenn wir über dem Berg sind und etwas kommunizieren können, werden wir das tun." Der britische Premierminister Rishi Sunak und der niederländische Regierungschef Mark Rutte hatten am Dienstag erklärt, sie wollten eine "international Koalition bilden, um die Ukraine mit Luftkampf-Fähigkeiten auszustatten", einschließlich der F-16.

Wallace sagte nach einem Treffen mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, es gehe allenfalls darum, ukrainische Piloten auszubilden, damit diese künftig in der Lage seien, westliche Kampfjets fliegen zu können. Gefragt sei hier vor allem die F-16, die nicht in den Beständen der britischen Luftwaffe seien. "Was wir machen können, ist Training und Unterstützung", sagte Wallace. Dann könnten andere Partner damit beginnen, auch Kampfjets zu liefern.

"KEINE AKTIVE ROLLE"

Pistorius bekräftigte, dass die Bundeswehr keine Kampfjets an die Ukraine abtreten werde. Deutschland könne hier "keine aktive Rolle spielen", sagte Pistorius bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wallace. "Das sind alles keine Fragen, die in Berlin entschieden werden." Die Bundeswehr habe hier weder die Kapazitäten noch die Kompetenzen. Deutschland sei indes Experte bei Panzern und Luftverteidigung und werde sich darüber hinaus darauf konzentrieren, Munition zu liefern. Zudem sehe sich Deutschland in der Pflicht, bei der Instandsetzung etwa von Panzern zu helfen.

Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministerium hatte zuvor positiv auf Berichte über den niederländisch-britischen Vorstoß zur Bildung einer Kampfjet-Koalition für die Ukraine reagiert. Das Ministerium begrüße jede Initiative, die es der Ukraine leichter mache, ihre Verteidigung zu organisieren, sagte er in Berlin. Für die Bundeswehr sei derzeit aber klar, dass keine Flugzeuge aus eigenen Beständen dafür bereitgestellt würden. Die Luftverteidigung der Ukraine habe "höchste Priorität", betonte der Sprecher. Deutschland beteilige sich daran mit der Bereitstellung modernster Flugabwehrsysteme. Es habe sich bewährt, dass jeder Alliierte das bereitstelle, was er am besten könne.

(Bericht von Alexander Ratz, William James, Charlotte Van Campenhout; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)