Reuters

Aktionäre lesen Software AG wegen Übernahme die Leviten

17.05.2023
um 17:37 Uhr

Darmstadt (Reuters) - Noch gibt es kein offizielles Übernahmeangebot für die Software AG.

Dennoch beherrschte die angekündigte milliardenschwere Offerte die Hauptversammlung des Darmstädter Konzerns am Mittwoch. Kleinaktionäre machten ihrem Ärger über die Rolle des Managements im aktuellen Bieterwettkampf Luft. Sie kritisierten vor allem die Parteinahme für das Angebot des Finanzinvestors Silver Lake, obwohl dessen Rivale Bain über seine Tochter Rocket Software mehr Geld auf den Tisch legen wolle.

"Es gilt Neutralitätspflicht", mahnte der Rechtsanwalt Martin Weimann, der nach eigenen Angaben mehrere Eigner der Software AG vertrat. "Sie müssen Bain eine faire Chance einräumen." Auf diesen Aspekt verwies auch Andreas Schmidt, Vorstand bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). "Warum wurde das letzte Angebot von Bain so schnell abgelehnt?"

Da über eine Übernahme auf der Versammlung nicht abgestimmt werden konnte, stimmten Anleger verstärkt gegen die Entlastung des Vorstands. Die Quote lag bei gut vier Prozent. Im vergangenen Jahr hatten sie dem Management zu fast 100 Prozent das Vertrauen ausgesprochen.

Auf breite Kritik mehrerer Redner stieß außerdem die Abwesenheit des Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Lucas. In seiner Funktion als Europa-Chef von Silver Lake spiele er eine kritische Rolle im Übernahmepoker und hätte sich daher der Hauptversammlung stellen müssen. Zu den genauen Verhinderungsgründen wollte die Software AG keine Angaben machen, was Anwesende mit missbilligenden Zwischenrufen quittierten.

SOFTWARE AG BLEIBT BEI UNTERSTÜTZUNG FÜR SILVER LAKE

Firmenchef Sanjay Brahmawar stellte sich in seiner Eröffnungsrede erneut hinter die Offerte von Silver Lake. "Das Angebot ist im besten Interesse aller Aktionäre." Die unverbindliche Gegenofferte der US-Firma Rocket Software halte er nicht für besser und gehe daher darauf auch nicht ein.

Silver Lake bietet bislang 32 Euro je Software AG-Aktie oder insgesamt knapp 2,4 Milliarden Euro und will die Firma anschließend von der Börse nehmen. Das bisherige Management soll im Amt bleiben. Auch seien keine Änderungen in Darmstadt oder anderen Standorten geplant. Brahmawar zufolge soll die Offerte am kommenden Freitag oder Montag offiziell vorgelegt werden. Anschließend werde der Preis auch durch externe Berater geprüft.

Durch eine bindende Vereinbarung mit dem bisherigen Hauptaktionär, der Stiftung des Firmengründers Peter Schnell, sowie Käufe über die Börse hat sich Silver Lake bereits rund 30 Prozent der Anteile gesichert. Rocket Software, die zum Finanzinvestor Bain gehört, will bis zu 36 Euro je Aktie auf den Tisch legen. Spekulationen auf eine gemeinsame Offerte mit Bain erteilte Silver Lake eine Absage.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)