Reuters

Dax hat Rekordhoch im Visier- Hoffnung auf US-Schulden-Deal

19.05.2023
um 12:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Erwartung einer baldigen Einigung im US-Schuldenstreit hat den Dax zum Wochenschluss in Richtung Rekordhoch getrieben.

Der deutsche Leitindex kletterte am Freitag bis zum Mittag in der Spitze um 0,8 Prozent auf 16.285 Zähler und war damit nur eine Haaresbreite von seinem bisherigen Allzeithoch entfernt. Im November 2021 war er bis auf 16.290,19 Punkte gestiegen. "Demokraten und Republikaner scheinen sich doch auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze zu einigen", sagte Christian Henke vom Broker IG. Allein diese Nachricht habe zuletzt ausgereicht, um eine Kursrally an den Märkten auszulösen. Der EuroStoxx50 gewann 0,9 Prozent, die japanische Börse kletterte auf den höchsten Stand seit 33 Jahren. Auf Wochensicht kam der Dax bis Freitagmittag auf ein Plus von rund zwei Prozent.

Im Streit über die US-Schuldenobergrenze hatten Präsident Joe Biden und der führende Kongressabgeordnete Kevin McCarthy zuletzt ihre Entschlossenheit bekräftigt, eine rasche Einigung zu erzielen, um die Schuldenobergrenze anzuheben und einen Zahlungsausfall zu verhindern. Käme kein Deal zustande, könnte die Regierung Anfang Juni ihre Rechnungen womöglich nicht mehr bezahlen - ein Szenario mit verheerenden Auswirkungen auf das weltweite Finanzsystem. Das wäre ein hochriskantes Unterfangen, aber die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario sei nicht mehr besonders hoch, sagte Kevin Thozet vom Fondsmanager Carmignac.

ANLEGER AM ÖLMARKT WERDEN WIEDER MUTIGER

Am Ölmarkt machte sich angesichts der Hoffnungen auf einen baldigen US-Schulden-Deal ebenfalls Optimismus breit. Der Preis für das Nordseeöl Brent gewann bis zu 1,2 Prozent auf 76,78 Dollar je Barrel. Das US-Öl WTI kostete mit 72,66 Dollar je Fass zeitweise 1,1 Prozent mehr.

Die US-Währung gab nach der jüngsten Rally zum Wochenschluss leicht nach. Der Dollar-Index notierte mit 103,354 Stellen aber noch immer in Sichtweite seines am Donnerstag markierten Zwei-Monats-Hochs. Der Euro fiel mit 1,0758 Dollar zeitweise auf den tiefsten Stand seit Ende März. Sollte es bald tatsächlich zu einer Einigung im US-Schuldenstreit kommen, könnte sich auf kurze Sicht die Dollar-Stärke noch fortsetzen, prognostizierten die Analysten der LBBW. "Dann gehen wir jedoch davon aus, dass das Argument der rückläufigen Zinsdifferenz wieder in den Vordergrund rücken dürfte: Wir sehen die US-Leitzinsen bereits am Hochpunkt, die EZB sollte hingegen noch zweimal anheben."

Volkswirte rechnen lauter einer Reuters-Umfrage im Juni und Juli mit weiteren kleinen Schritten der EZB um jeweils 0,25 Punkte nach oben. Seit der Zinswende im Juli 2022 haben die Notenbanker die Schlüsselsätze bereits sieben Mal um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben, um die Inflation einzudämmen. In den USA hält sich die Fed die Tür für eine Zinspause derzeit offen, nachdem sie die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent gehievt hat.

TECHWERTE IM AUFWIND

Unter den Einzelwerten bewegten vor allem Analysteneinschätzungen die Aktien. Im Dax zählten die Titel der Münchener Rück mit zu den größten Gewinnern. Sie legten um knapp zwei Prozent auf 337 Euro zu. Die Analysten der Berenberg Bank setzten das Kursziel auf 385 Euro von zuvor 365 Euro. Das Nachsehen hatten dagegen die Commerzbank-Aktien, die sich zeitweise um 3,2 Prozent verbilligten. Am Donnerstag hatte sie mehr als vier Prozent zugelegt.

Europaweit bergauf ging es für die Techwerte, nachdem der technologielastige Nasdaq-Composite an der Wall Street am Donnerstag deutlich zugelegt hatte. Der entsprechende europäische Sektorindex stieg um bis zu 1,5 Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Die Titel des Halbleiter-Konzerns AMS und des Chipherstellers Nordic Semiconductor gewannen jeweils mehr als sechs Prozent. Im Dax legte der Chipkonzern Infineon 1,6 Prozent zu.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)