Reuters

EZB-Direktorin - Können weiter alles Notwendige gegen Inflation unternehmen

19.05.2023
um 17:57 Uhr

London (Reuters) - Die EZB kann aus Sicht ihrer Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel angesichts der Widerstandsfähigkeit der Banken im Euro-Raum weiterhin alles Erforderliche unternehmen, um die Inflation zu bekämpfen.

"Die EZB kann weiterhin alles Notwendige tun, um die Inflation zeitnah wieder auf unser Ziel von zwei Prozent zurückzubringen", sagte Schnabel am Freitag auf einer Veranstaltung in London. Dies schließt aus ihrer Sicht ein, die Zinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau anzuheben und sie dann so lange wie nötig auf diesem Niveau zu belassen. Denn gleichzeitig besitze die Europäische Zentralbank (EZB) auch die Mittel, das Finanzsystem des Euro-Raum im Bedarfsfall mit Liquidität zu unterstützen, um die Finanzstabilität zu sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass die Geldpolitik reibungslos in der Wirtschaft ankomme.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselzinsen bereits sieben Mal in rasanter Folge um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank bekommen, liegt mittlerweile bei 3,25 Prozent. Die nächste Zinssitzung ist am 15. Juni in Frankfurt. Volkswirte rechnen einer Reuters-Umfrage zufolge bei den Zinstreffen der EZB im Juni und Juli mit weiteren kleinen Anhebungen um je 0,25 Prozentpunkte

Längerfristig könnte aus Sicht von Schnabel die schwache Ertragskraft der Geldhäuser im Euro-Raum das anhaltende Problem offenlegen, dass die Bankendichte zu groß sei. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von "overbanking". Zudem wies Schnabel auf den Mangel an grenzüberschreitenden Bankenfusionen hin. "Ein Thema, das die EZB alleine nicht lösen kann", merkte sie an. Das sich ändernde Zinsumfeld kann laut Schnabel aber womöglich neue Impulse liefern, um die Bankenunion in Europa zu vollenden, sagte sie.

(Bericht von Marc Jones, Frank Siebelt; Redigiert von Birgit Mittwollen.; Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)