Reuters

Lage in russischer Grenzregion Belgorod unklar

23.05.2023
um 14:17 Uhr

Kiew (Reuters) - Die Lage in der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine ist weiter unklar.

Ukrainische Nationalisten, die von Russland für den Angriff auf russisches Gebiet verantwortlich gemacht werden, seien zurück auf ukrainisches Gebiet gedrängt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Mehr als 70 Angreifer seien getötet worden. Zuvor hatte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, noch im Messengerdienst Telegram geschrieben, die am Vortag eingeleiteten Maßnahmen zur "Terrorismusabwehr" dauerten an. Vertreter des Verteidigungsministeriums und Sicherheitskräfte "säuberten" den Bezirk Graiworon. Daher könnten die Bewohner des Bezirks noch nicht wieder in ihre Häuser zurück.

Der Gouverneur hatte der Ukraine am Montag vorgeworfen, Saboteure über die Grenze zu schicken. Es seien Maßnahmen ergriffen worden, um den Einfall abzuwehren und den Feind zu eliminieren. Über der Region seien Drohnen von der Flugabwehr entdeckt und abgeschossen worden. Der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, nahm die jüngste Entwicklung zum Anlass, um die russische Begründung für die Invasion der benachbarten Ex-Sowjetrepublik zu wiederholen. Der russische Militäreinsatz in der Ukraine sei gestartet worden, um solche Einfälle zu verhindern, sagte Peskow.

Die Ukraine wies die Verantwortung für die Vorgänge in der Grenzregion zurück. "Kiew hat nichts damit zu tun", schrieb Präsidentenberater Mychailo Podoljak bereits am Montag auf Twitter. Es gebe Guerilla-Gruppen in Russland, die aus russischen Bürgern bestünden.

Russische Freiwilligenkorps reklamierten die Angriffe für sich. Die "Legion Freiheit Russlands" erklärte auf Telegram: "Guten Morgen an alle, außer Putins Schergen. Wir haben die Morgendämmerung auf befreitem Gebiet erlebt und ziehen weiter." Die Gruppe und eine zweite - das russische Freiwilligenkorps - bestehen eigenen Angaben zufolge aus russischen Kämpfern, die gegen die Regierung in Moskau sind. Sie agierten von der Ukraine aus. Angaben zum Kampfgeschehen lassen sich teilweise nicht unabhängig überprüfen.

SELENSKYJ BESUCHT FRONT

In der Ukraine lassen die Kämpfe im zerstörten Bachmut ukrainischen Angaben zufolge nach. Im Südwesten halte die Ukraine weiterhin Teile der Stadt, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar. Ukrainische Truppen hätten im Norden und Süden der zerstörten Stadt etwas Boden gutgemacht. Russische Soldaten würden sich aus den von ihnen gehaltenen Teilen der Stadt weiter zurückziehen. Russland hatte am Samstag erklärt, Bachmut eingenommen zu haben. Die Ukraine widerspricht dem. Die Führung in Moskau hat die Einnahme Bachmuts immer wieder als wichtiges strategisches Ziel dargestellt, um die Kontrolle über den industriell geprägten Donbass in der Ostukraine zu sichern. Die Ukraine dagegen stellt die inzwischen praktisch zerstörte Stadt als "Mausefalle" für die russischen Truppen dar, die vor allem wichtig ist, weil die Schlacht um Bachmut die Möglichkeit biete, die angreifenden Streitkräfte in großer Zahl zu vernichten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eigenen Angaben zufolge Frontsoldaten besucht und sich bei ihnen bedankt. Selenskyj postete bei Telegram Fotos, die zeigen, wie er Soldaten ehrt. "Unsere Verteidiger. Frontlinie. Ich bin heute hier, um unseren Kriegern am Tag der Ukrainischen Marineinfanterie zu danken." Wo genau Selenskyj war, wurde nicht offengelegt.

(Bericht von Pavel Polityuk, Mitarbeit weiterer Reuters-Büros, geschrieben von Kerstin Dörr, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)