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Lagarde - Zinserhöhungsserie muss weitergehen - "Inflation ist zu hoch"

01.06.2023
um 12:27 Uhr

Hannover/Berlin (Reuters) - Die Serie an Zinserhöhungen muss laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde trotz nachlassenden Preisdrucks im Euroraum weitergehen.

"Heute ist die Inflation zu hoch und dürfte es noch zu lange bleiben. Wir sind entschlossen, sie zeitnah auf unser mittelfristiges Ziel von 2 Prozent zurückzuführen", sagte die Französin am Donnerstag auf dem Sparkassentag in Hannover. Daran gebe es keinen Zweifel. Die EZB wisse, dass trotz der "starken und raschen Zinserhöhungen" noch eine erhebliche Straffung der Geldpolitik anstehe: "Daher müssen wir unseren Erhöhungszyklus fortsetzen, bis wir genug Zuversicht haben, dass sich die Inflation auf einem guten Weg befindet, zeitnah auf unseren Zielwert zurückzukehren", fügte sie hinzu.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselzinsen bereits sieben Mal in Folge angehoben. Mehrere Währungshüter hatten unlängst zwei weitere Schritte nach oben um je 0,25 Prozentpunkte im Juni und im Juli für wahrscheinlich gehalten. Damit würde der am Finanzmarkt wichtige Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, im Juli auf 3,75 Prozent steigen. Aktuell liegt er bei 3,25 Prozent.

Die Inflation im Euro-Raum hat im Mai zwar spürbar nachgelassen, liegt mit 6,1 Prozent aber noch deutlich über der von der EZB angestrebten Stabilitätsmarke von 2,0 Prozent. Und die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, ging im Mai auf 5,3 Prozent zurück nach 5,6 Prozent im April. Laut Lagarde gibt es jedoch keinen eindeutigen Beleg dafür, dass diese sogenannte zugrunde liegende Inflation ihren Höchststand erreicht hat: "Bis heute sind alle von der EZB beobachteten Messgrößen nach wie vor hoch. Ob dies weiterhin so bleibt, hängt in erster Linie vom Gleichgewicht zwischen zwei Kräften ab: Energiepreisen und Löhnen."

Mit Blick auf den Zinskurs der EZB fügte sie hinzu: "Stellen Sie sich ein Flugzeug vor, das auf Reiseflughöhe steigt. Jetzt nähern wir uns unserer Reiseflughöhe ? und das bedeutet, dass wir langsamer steigen müssen und dabei die Geschwindigkeit nutzen, die wir bereits hinter uns aufgebaut haben."

Laut Lagardes Stellvertreter Luis de Guindos ist die EZB auf ihrem Zinserhöhungskurs bereits weit vorangekommen: "Ein großer Teil der Reise ist geschafft, aber es gibt immer noch das letzte Stück", sagte de Guindos dem spanischen Radiosender RNE.

(Bericht von Reinhard Becker, Jesus Aguado, Mitarbeit Frank Siebelt, Klaus Lauer, redigiert von redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)