Reuters

Erneut Raketenangriffe auf Kiew - Auch russische Stadt unter Beschuss

01.06.2023
um 14:12 Uhr

Kiew (Reuters) - Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist zum 18. Mal binnen eines Monats Ziel russischer Raketenangriffe geworden.

Dabei kamen am Donnerstag Behörden zufolge ein neunjähriges Mädchen, seine Mutter und eine weitere Frau ums Leben, als in der Nähe eines Luftschutzbunkers Trümmerteile abgefangener Raketen einschlugen. Die beiden Frauen und das Kind hatten vergeblich versucht, sich rechtzeitig in den Schutzraum zu retten, wie ein Anwohner schilderte. "Der Eingang war verschlossen." Etwa fünf bis zehn Frauen seien gemeinsam mit mehreren Kindern bereits in dem Bunker gewesen. "Keiner machte ihnen auf. Sie klopften laut genug... Sie haben versucht, in den Schutzraum zu kommen, keiner machte ihnen auf. Meine Frau starb."

Insgesamt schoss die Ukraine nach eigenen Angaben diesmal zehn Raketen über Kiew ab. Russland nimmt die Stadt seit Anfang Mai verstärkt unter Beschuss. Parallel ist es wiederholt zu Angriffen auf russisches Territorium gekommen, selbst Moskau war diese Woche Ziel von Drohnenattacken. In der Nacht zum Donnerstag traf es die Stadt Schebekino in der an die Ukraine grenzenden Region Belgorod. Mindestens neun Zivilisten seien verletzt und mehrere Gebäude beschädigt worden, teilte die Regionalregierung mit. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, in der Nähe von Schebekino hätten russische Truppen drei Vorstöße verhindert und dabei 30 ukrainische Kämpfer getötet sowie vier gepanzerte Fahrzeuge zerstört. In der Regionalhauptstadt Belgorod, die etwa 33 Kilometer von Schebekino entfernt liegt, richteten die Behörden nach eigenen Angaben vorsorglich Evakuierungspunkte für die Bevölkerung ein.

Die russische Regierung beschuldigt Kiew, für die Vorfälle auf russischem Gebiet verantwortlich zu sein. Die ukrainische Regierung weist eine direkte Verwicklung zurück. Das sogenannte Russische Freiwilligenkorps hat erklärt, innerhalb Russlands zu kämpfen. Das Korps ist eine ultrarechte paramilitärische Gruppe, die die Ukraine unterstützt.

Russland hat wiederum dementiert, Zivilisten gezielt ins Visier zu nehmen oder Kriegsverbrechen zu begehen. Aber seine Truppen haben seit Beginn der Ukraine-Invasion vor mehr als 15 Monaten ganze Städte verwüstet und wiederholt Wohngebiete beschossen. Insgesamt wurden in dem Krieg bereits Zehntausende Menschen getötet. Millionen wurden vertrieben.

(Bericht von Valentyn Ogirenko, Olena Harmash, geschrieben von Christian Rüttger, redigiert von Sabine Ehrhardt.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)