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Börsen auf Richtungssuche - Warten auf neue Impulse

05.06.2023
um 12:02 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Nach der Einigung im US-Schuldenstreit warten die Investoren an den Aktienmärkten in Europa auf neue Impulse.

Der deutsche Leitindex Dax notierte am Montag 0,2 Prozent höher bei 16.074 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, lag kaum verändert bei 4322 Zählern.

"Kaum ist das Schuldenthema in den USA vom Tisch, konzentriert sich die Börse wieder auf die Geldpolitik und stimmt sich mit leicht widersprüchlichen Arbeitsmarktdaten vom Freitag auf die nächste Sitzung der US-Notenbank Fed am 14. Juni ein", sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. So habe das mäßige Lohnwachstum trotz der steigenden Stellenzahlen in den USA die Märkte zum Ende der vorigen Woche dazu veranlasst, auf eine Zinspause der Federal Reserve in diesem Monat zu setzen. Nun warteten die Anleger auf weitere Signale.

Neue Konjunkturdaten aus der Euro-Zone fielen ebenfalls uneinheitlich aus. Die Erzeugerpreise im Euroraum stiegen überraschend langsam und signalisierten ein Abebben der Inflation. Gleichzeitig fielen die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Euro-Zone überraschend schwach aus. Andererseits sind die deutschen Exporte zum Start ins zweite Quartal überraschend gestiegen. Hinweise zum Zinserhöhungskurs der Europäischen Zentralbank im Kampf gegen die hohe Inflation erhoffen sich die Anleger am Nachmittag, wenn EZB-Chefin Christine Lagarde im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments Rede und Antwort steht. Zudem stehen noch in den USA die Daten zu den Einkaufsmanagerindizes an.

OPEC-FÖRDERKÜRZUNG TREIBT ÖLPREISE AN

Die am Wochenende angekündigte weitere Produktionskürzung des Ölkartells Opec+ trieb die Ölpreise in die Höhe. Die Nordsee-Sorte Brent und das US-Leichtöl WTI verteuerten sich um jeweils knapp 2,5 Prozent auf 77,91 beziehungsweise 73,48 Dollar pro Barrel (159 Liter) und stiegen damit auf den höchsten Stand seit mehr als einen Monat.

Die Maßnahme dürfte allerdings maximal dafür ausreichen, den Abwärtstrend beim Ölpreis zu verlangsamen oder zu stabilisieren, kommentierte Experte Molnar. Ein langfristiger Aufwärtstrend sei vor dem Hintergrund der rezessiven Tendenzen in der Weltwirtschaft und vor allem dem Ausbleiben einer deutlichen Konjunkturerholung in China eher nicht zu erwarten.

BEILEGUNG EINES RECHTSSTREITS BEFLÜGELT INDIVIOR

Die steigenden Ölpreise stützten die Aktien der Energiekonzerne. Europäische Branchengrößen wie Shell, BP und Total rückten um bis zu 1,3 Prozent vor. Der europäische Energie-Sektorindex gewann ein Prozent.

An der Frankfurter Börse schlug die Deutsche Telekom einen Erholungskurs ein. Die Papiere legten gut drei Prozent zu. Die Aussicht auf verstärkte Konkurrenz durch Amazon hatte die Aktie am Freitag um neun Prozent ins Minus gedrückt. Der US-Techriese liebäugelt einem Medienbericht zufolge mit dem Einstieg in das Mobilfunkgeschäft.

Am Markt in London bescherte eine Einigung in einem Rechtsstreit Indivior den größten Kurssprung seit mehr als drei Monaten. Die Anteilsscheine der Pharmafirma sprangen an um 9,6 Prozent auf 1619 Pence und waren damit so teuer wie seit Februar nicht mehr. Der Arzneimittel-Hersteller hat zugestimmt, 102,5 Millionen Dollar zur Beilegung kartellrechtlicher Forderungen im Zusammenhang mit seinem Medikament Suboxone zu zahlen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)