Reuters

Der Kachowka-Staudamm in der Ukraine

06.06.2023
um 14:37 Uhr

(Reuters) - Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im von russischen Truppen kontrollierten Teil der südukrainischen Region Cherson bedrohen die ausströmenden Wassermassen die tiefergelegene Region.

Während sich die beiden Kriegsparteien gegenseitig für die Zerstörung verantwortlich machen, werden gefährdete Gebiete evakuiert. Es folgen einige Eckdaten zu dem Damm und zum Kachowkaer Stausee:

WELCHE BEDEUTUNG HAT DER STAUDAMM?

- Der 30 Meter hohe und 3,2 Kilometer lange Damm wurde 1956 am Fluss Dnipro als Teil des Wasserkraftwerks Kachowka gebaut. In unmittelbarer Nähe des Damms befindet sich die Stadt Nowa Kachowka.

- Am Dnipro verläuft derzeit die Front zwischen den russischen und ukrainischen Streitkräften in der Südukraine.

- Der Kachowkaer Stausee versorgt die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim über den Nord-Krim-Kanal und das Kernkraftwerk Saporischschja, das sich ebenfalls unter russischer Kontrolle befindet, mit Wasser. Europas größtes Atomkraftwerk liegt rund 150 Kilometer östlich der Talsperre am Südufer des Stausees. Die UN-Atomaufsicht IAEA geht davon aus, dass es für die Kühlung des AKWs ausreichend Wasser aus anderen Quellen gibt.

- Das Wasservolumen des Stausees beträgt rund 18 Milliarden Kubikmeter Wasser. Zum Vergleich: Der Bodensee fasst über 48 Milliarden Kubikmeter. Flächenmäßig ist der Kachowkaer Stausee jedoch vier Mal größer als das wasserreichste Gewässer Deutschlands.

WO LIEGT DER STAUDAMM?

- Der Staudamm liegt am südöstlichen Ufer des Kachowkaer Stausees in zentraler Lage der Oblast Cherson, rund 80 Kilometer von der gleichnamigen Regionalhauptstadt entfernt.

- Der Dnjepr speist den Kachowka-Stausee mit Wasser und durchfließt diesen von Osten nach Westen.

- Der Stausee erstreckt sich entlang der Oblasten Cherson, Dnipropetrowsk und Saporischschja.

WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT DER BRUCH?

- Angesichts des steigenden Wasserstands hat auf beiden Seiten der Frontlinie die Evakuierung der Zivilbevölkerung begonnen.

- In der südukrainischen Region Cherson sind russischen Angaben zufolge 22.000 Menschen in vierzehn Siedlungen von Überschwemmungen bedroht. Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal spricht von bis zu 80 bedrohten Siedlungen.

- Der Wasserstand im Nord-Krim-Kanal könnte laut den russischen Krim-Behörden sinken.

(Zusammengestellt von Guy Faulconbridge, geschrieben von Philipp Krach. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)