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Deutsche Bahn setzt Tarifgespräche fort - EVG droht mit Streiks

12.06.2023
um 14:57 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Deutsche Bahn (DB) und die Eisenbahnergewerkschaft EVG haben ihre Tarifgespräche in Berlin fortgesetzt.

Zum Auftakt der fünften und bis Freitag geplanten Verhandlungsrunde plädierten die Konfliktparteien jeweils für mehr Kompromissbereitschaft. "Unser Ziel ist es, tragfähige Lösungen zu erarbeiten", sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler am Montag. Wichtig sei ein Kompromiss, den beide Seiten mitgehen könnten. Die Forderungen der Gewerkschaft seien groß und komplex, aber die Bahn habe ein attraktives Angebot gemacht. Bei Höhe und Struktur der Lohnforderung sowie der Laufzeit liege man noch weit auseinander, erläuterte der Manager.

Die Gewerkschaft hat erklärt, während der Gespräche nicht zu streiken. EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch räumte aber ein, dass Reisende mit einem weiteren Arbeitskampf rechnen müssten, "wenn wir nicht vorankommen". Die Lage sei angespannt und die Streikbereitschaft hoch. Ob es dann letztlich weitere Warnstreiks gebe oder eine Urabstimmung, müsse sich dann zeigen.

Die Bahn bietet bis zu zwölf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Für mittlere Einkommen bedeutet es zehn Prozent mehr, für höhere acht Prozent mehr. Dazu kämen 2850 Euro Ausgleichsprämie für die Inflation noch in diesem Jahr. Die EVG hatte das Angebot zuletzt als unzureichend besonders für untere Lohngruppen bezeichnet, sich aber verhandlungsbereit gezeigt. Die EVG fordert zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Über den Verhandlungen schweben nun seit Anfang Juni auch die Forderungen der konkurrierenden Lokführergewerkschaft GdL. Deren Chef Claus Weselsky kündigte jüngst mit gewohnt scharfer Rhetorik die Wunschliste der GdL an. Kernpunkte sind etwa 555 Euro mehr Geld pro Monat und eine Erhöhung der Zulagen für Schichtarbeit um 25 Prozent. Zudem plädiert die GDL für eine Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche für Schichtarbeiter bei vollem Lohn und für eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro - unabhängig ob für Teilzeit- oder Vollzeitarbeitnehmende. Ferner fordert die Gewerkschaft einen Anstieg des Arbeitgeberanteils von derzeit 3,3 auf fünf Prozent für die betriebliche Altersvorsorge, die Einführung der Fünf-Schichten-Woche für Personal im Schichtdienst und eine Tariflaufzeit von maximal zwölf Monaten.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)