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Pro-russische Manipulationen bei Neuseelands staatlichem Radiosender

13.06.2023
um 07:32 Uhr

Wellington (Reuters) - In Neuseeland hat der staatliche Radiosender RNZ wegen pro-russischer Manipulationen von Nachrichten eine Reihe von Meldungen korrigiert und einen Mitarbeiter beurlaubt.

Das von der Regierung finanzierte Radio New Zealand (RNZ) hatte bis zum Sonntag 15 Beiträge auf seiner Website berichtigt, weil sie "unangemessen bearbeitet" worden waren. Die Meldungen datierten bis in den April 2022 und stammten in der Originalfassung bis auf eine BBC-Meldung von der Nachrichtenagentur Reuters.

RNZ wies bei den Korrekturen darauf hin, dass die ursprünglichen Berichte so verändert worden waren, dass pro-russische Interpretationen als Tatsachen dargestellt wurden. Ins Rollen kamen die Vorgänge, nachdem am 8. Juni Änderungen an einem Reuters-Artikel über die Verwendung des Wortes "Krieg" in Russland vorgenommen wurden. In dem manipulierten Beitrag hieß es entgegen der Originalfassung, dass 2014 "eine pro-russische gewählte Regierung während der gewaltsamen Farbrevolution auf dem Maidan in der Ukraine gestürzt wurde". In dem Artikel wurde fälschlicherweise auch behauptet, dass "Russland die Krim nach einem Referendum annektierte, als die neue prowestliche Regierung ethnische Russen im Osten und Süden der Ukraine unterdrückte".

In der Original-Fassung von Reuters hieß es dagegen, dass der "Konflikt in der Ostukraine 2014 begann, nachdem ein prorussischer Präsident in der ukrainischen Maidan-Revolution gestürzt und die Krim von Russland annektiert worden war und von Russland unterstützte Separatisten gegen die ukrainischen Streitkräfte kämpften".

Der prorussische Präsident Viktor Janukowitsch wurde 2014 in der so genannten Maidan-Revolution gestürzt. Viele Ukrainer hatten ihm damals vorgeworfen, sein Versprechen gebrochen zu haben, engere Beziehungen zur Europäischen Union zu knüpfen. Das Referendum auf der Krim wird von der Ukraine und den meisten westlichen Regierungen als Täuschung gewertet. Die UN-Generalversammlung hat zudem das Referendum für ungültig erklärt. Auch den Vorwurf, ethische Russen würden diskriminiert, sieht das UN-Menschenrechtsbüro nicht belegt. Vielmehr wertet es die Behauptungen als Vorwand für den Angriff auf die Ukraine.

"Reuters hat die Angelegenheit mit RNZ besprochen", sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur. "Wie in unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen festgelegt, dürfen Inhalte von Reuters nicht ohne vorherige schriftliche Zustimmung verändert werden." Reuters sei einer unparteiischen und genauen Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine verpflichtet. Die BBC reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um eine Stellungnahme.

RNZ teilte mit, es würden nun alle Beiträge untersucht, die manipuliert worden sein könnten. Weitere Einzelheiten gab der Sender zunächst nicht bekannt. RNZ-Chef Paul Thompson kündigte eine externe Überprüfung der Arbeitsabläufe in der Redaktion an. Ein Sprecher des neuseeländischen Ministers für Rundfunk und Medien, Willie Jackson, sagte, der Minister sei über die Angelegenheit unterrichtet worden und werde weitere Informationen von den Behörden erhalten.

(Bericht von Lucy Craymer, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)