Reuters

Deutsche Bauindustrie erwartet 2023 deutliches Umsatzminus

13.06.2023
um 11:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Hohe Zinsen, teure Materialien, maue Konjunktur: Die deutsche Bauindustrie blickt angesichts schwieriger Rahmenbedingungen pessimistisch auf das laufende Jahr.

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe werde voraussichtlich um sechs Prozent sinken, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Prognose des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). Besonders dem Wohnungsbau machten die schwierigen Umstände zu schaffen: Hier wird sogar mit einem inflationsbereinigten Umsatzeinbruch von neun Prozent gerechnet.

Die Branche rechnet für 2023 mit 250.000 fertiggestellten Wohnungen. Das wären rund 45.000 weniger als im vergangenen Jahr und weit weg vom Ziel der Bundesregierung, die sich jährlich 400.000 neue Wohnungen zum Ziel gesetzt hat. "Ohne große Änderungen der Rahmenbedingungen dürfte das Ergebnis 2024 schlechter ausfallen", warnte der Verband.

Der gesamte Auftragsbestand lag den Angaben zufolge Ende März zwar nominal um zwei Milliarden Euro höher als ein Jahr zuvor. Dies sei jedoch auf die stark gestiegenen Baupreise zurückzuführen. Inflationsbereinigt (real) bedeute dies ein Minus von elf Prozent, im Wohnungsbau sogar von 21 Prozent.

Große Sorgen bereitet der Bauindustrie auch der Verkehrswegebau. Im laufende Jahr wolle der Bund für Straßen, Schienen und Wasserwege knapp 800 Millionen Euro weniger investieren als im Vorjahr. "Ein deutlicher Rückgang, der durch steigende Preise vervielfacht wird", beklagt der Verband. Ähnlich problematisch sehe es bei den Kommunen aus, die nach wie vor etwa 60 Prozent der öffentlichen Baunachfrage stellten. Zwar planten die Kommunen für das laufende Jahr mit einem Investitionsplus von 4,4 Prozent. "Durch steigende Preise ergibt sich jedoch ein reales Minus und damit ein tendenziell weiter steigender Investitionsrückstand", so der HDB.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)