Reuters

Nato kann sich nicht auf Russland-Strategie einigen

16.06.2023
um 17:32 Uhr

Brüssel (Reuters) - Die Nato ist vorerst mit dem Versuch gescheitert, sich auf eine neue Russland-Strategie zu verständigen.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte nach dem zweitägigen Treffen der Verteidigungsminister der Mitgliedsstaaten am Freitag in Brüssel lediglich, man sei sich näher gekommen. Ein Nato-Diplomat sagte, die Türkei habe eine Einigung blockiert. Ziel der Ressortchefs war es gewesen, erstmals seit dem Ende der Kalten Krieges einen Verteidigungsplan für den Fall eines Angriffs von Russland zu entwickeln. Auslöser der strategischen Neuausrichtung ist der Überfall auf die Ukraine.

Die Türkei habe ihr Veto wegen geografischer Festlegungen eingelegt, sagte der Diplomat. Dabei habe auch Zypern eine Rolle gespielt. Die Mittelmeerinsel ist in einen griechischen und einen türkischen Teil gespalten. Der türkische Teil ist im Gegensatz zur griechischen Republik Zypern international nicht anerkannt. Die USA rechnen aber damit, dass die Türkei ihren Widerstand aufgeben wird. Man gehe davon aus, dass die Pläne beim Nato-Gipfel in Vilnius im Juli beschlossen würden, sagte ein hochrangiger US-Beamter Reuters.

Eigentlich sollten die Verteidigungsminister in Brüssel Tausende Seiten geheimer militärischer Pläne absegnen. In ihnen wird detailliert festgelegt, wie die Nato auf einen russischen Angriff reagieren würde. Das Bündnis hatte jahrzehntelang keine Notwendigkeit für groß angelegte Verteidigungspläne gesehen, da das postsowjetische Russland bislang keine existenzielle Bedrohung mehr darstellte.

(Bericht von Sabine Siebold und Andrew Gray, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)