Reuters

Bundesbank - Wohnimmobilien 2022 bis zu 30 Prozent überbewertet

21.08.2023
um 12:07 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Trotz der Zinserhöhungen der EZB sind laut Berechnungen der Bundesbank die Immobilienpreise in Deutschland im vergangenen Jahr kaum zurückgegangen.

"Das liegt daran, dass die Preise noch bis Mitte 2022 kräftig gestiegen waren", erläuterte die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Danach seien sie zwar gesunken. Doch zum Jahresende 2022 hätten die Immobilienpreise immer noch nahe am Jahresendniveau 2021 gelegen. Laut Bundesbank waren Wohnimmobilien im vergangenen Jahr wie schon 2021 zwischen 20 und 30 Prozent überbewertet. In mehr als 90 Prozent der 400 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte seien sie losgelöst von den fundamentalen Einflussfaktoren geblieben. In den sieben Großstädten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart, hätten die Preisübertreibungen bei mehr als 35 Prozent gelegen.

"Aus dem Befund weiterhin bestehender Überbewertungen ergibt sich ein Potenzial für weitere ? möglicherweise spürbare ? Preiskorrekturen", hieß es im Monatsbericht. Das Risiko abrupter Korrekturen bestehe insbesondere dort, wo die Überbewertung rein auf Spekulationen - einer Preisblase - beruhe. Die Bundesbank weist schon seit einigen Jahren auf Übertreibungen am Immobilienmarkt hin.

Die deutsche Notenbank berechnet Überbewertungen auf dem Immobilienmarkt, indem sie ökonomische und soziodemografische Einflussfaktoren heranzieht, um einen fundamental gerechtfertigten Wert zu ermitteln. Zu diesen Faktoren zählen unter anderem der Immobilienbestand, das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen, der Hypothekenzins und das erwartete Wirtschaftswachstum.

Die Finanzierungskosten für den Immobilienkauf sind inzwischen deutlich gestiegen. Denn die EZB war im Sommer 2022 im Kampf gegen eine hohe Inflation auf einen aggressiven Straffungskurs umgeschwenkt. Allein 2022 erhöht sie vier mal die Schlüsselzinsen - bis heute sind es inzwischen neun Zinsanhebungen in Folge.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)