Reuters

Erste Debatte der Republikaner - Sticheleien auch ohne Trump

24.08.2023
um 08:07 Uhr

Milwaukee (Reuters) - In der ersten Debatte der Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner greifen sich die acht Bewerber in Abwesenheit des ehemaligen US-Präsidenten und Mitbewerbers Donald Trump gegenseitig scharf an.

Insbesondere der Technologieunternehmer Vivek Ramaswamy, der in den letzten Umfragen überraschend gut abschnitt, sah sich als politischer Neuling einer Reihe von Beleidigungen ausgesetzt. "Wir brauchen keinen Anfänger", sagte der ehemalige Vizepräsident Mike Pence am Mittwoch auf der Bühne des Fiserv-Forums in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin. Der ehemalige Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, warf Ramaswamy vor, "wie ChatGPT" zu klingen, eine Anspielung auf die monotonen Sätze der künstlichen Intelligenz. Ramaswamy betonte hingegen seinen Außenseiter-Status und beschuldigte alle anderen auf der Bühne als "gekauft und bezahlt". Zu den acht Teilnehmern der Debatte gehörten neben Pence, Christie und Ramaswamy auch der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, Nikki Haley, die ehemalige Gouverneurin von South Carolina, und der US-Senator Tim Scott ebenfalls aus South Carolina, der ehemalige Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson, und der Gouverneur von North Dakota, Doug Burgum.

Trump hatte auf eine Teilnahme an der Debatte verzichtet. Stattdessen ließ er kurz vor deren Anfang um 21.00 Uhr (US-Ostküstenzeit; 03.00 Uhr MESZ am Donnerstag) ein vorab geführtes Interview mit dem konservativen Kommentator Tucker Carlson auf dem Kurznachrichtendienst X veröffentlichen. Das 46-minütige Interview erreichte während seiner Ausstrahlung rund 74 Millionen Mal Zuschauer. Mehr als 14 Monate vor der Wahl bleibt Trump trotz seiner vier strafrechtlichen Anklagen der klare Spitzenreiter unter den republikanischen Wählern.

Auf die Frage der Fox News Moderatoren, ob die Bewerber Trump auch nach einer Verurteilung unterstützen würden, hoben alle bis auf Christie und Hutchinson die Hand. Beide hatten bereits zuvor Trumps Versuche, seine Wahlniederlage von 2020 zu drehen, scharf angegriffen. "Unabhängig davon, ob Sie die strafrechtlichen Vorwürfe für richtig oder falsch halten, ist dieses Verhalten dem Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht würdig", sagte Christie unter den Buhrufen einer lauten und parteiischen Menge. Das führte zu einem heftigen Hin und Her zwischen Christie, Trumps größtem Kritiker unter den republikanischen Kandidaten, und Ramaswamy, Trumps eifrigstem Verteidiger. "Ehrlich gesagt wäre Ihre Behauptung, Donald Trump sei durch Rache und Groll motiviert, viel glaubwürdiger, wenn Ihre gesamte Kampagne nicht auf Rache und Groll gegen einen Mann beruhen würde", sagte Ramaswamy, woraufhin Christie erwiderte: "Sie bringen mich zum Lachen".

DeSantis versuchte unterdessen, von den Wahlen 2020 anzulenken und forderte die Partei auf, nach vorne zu schauen. Er liegt an zweiter Stelle deutlich hinter Trump im Rennen um die Kandidatur. Ramaswamy bezeichnete DeSantis als "Super-PAC-Marionette" und spielte damit auf politische Aktionskomitees (PACs) an, die unabhängig sind und in der Regel auf unbegrenzte Geldspenden von Unternehmen und Einzelpersonen zurückgreifen können.

In der jüngsten Reuters/Ipsos-Umfrage vor einigen Tagen erhielt Trump 47 Prozent der republikanischen Stimmen. DeSantis verlor im Vergleich zum Juli sechs Prozentpunkte und kam auf 13 Prozent. Keiner der anderen Kandidaten erreichte einen zweistelligen Wert.

In den USA wird der Präsidentschaftskandidat einer Partei durch Vorwahlen ermittelt. Bei der eigentlichen Wahl Anfang November 2024 dürfte Amtsinhaber Joe Biden für die Demokraten antreten.

(Bericht von Nathan Layne und Joseph Ax, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)