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Europäische Börsen profitieren von KI-Hype um Nvidia

24.08.2023
um 12:17 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf einen anhaltenden Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) nach starken Zahlen von Nvidia treibt die Börsen an.

Der Dax lag am Donnerstagvormittag 0,6 Prozent im Plus bei 15.818 Punkten, der EuroStoxx50 gewann 0,7 Prozent auf 4295 Zähler. Der US-Chiphersteller übertraf mit einem Quartalsumsatz von 13,5 Milliarden Dollar die Markterwartungen und will Aktien im Wert von 25 Milliarden Dollar zurückkaufen. "Der Börsen-Highflyer des Jahres hat nicht nur geliefert, er hat die Erwartungen des Marktes förmlich pulverisiert und die im August am Aktienmarkt hervorgekrochenen Bären ziemlich alt aussehen und förmlich nackt dastehen lassen", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets.

Die in Frankfurt notierten Aktien von Nvidia zogen um mehr als acht Prozent an. An der Wall Street steuerte der Kurs vorbörslich auf ein Rekordhoch zu. Der europäische Techsektor-Index kletterte um bis zu 1,9 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Hoch. Bei den deutschen Werten stachen Infineon und Siltronic mit Kursgewinnen von zeitweise jeweils mehr als zwei Prozent heraus. In Amsterdam zogen ASML Holding um zwei Prozent an, ASM International und BE Semiconductor um je 2,7 Prozent. Die in Mailand notierten Aktien von STMicroelectronics legten um 2,4 Prozent zu.

INVESTOREN BLICKEN AUF JACKSON HOLE - RENDITEN FALLEN

Für etwas Zurückhaltung sorgte der Blick auf das am Donnerstag beginnende dreitägige Notenbank-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Anleger erhoffen sich Signale, wie es mit der Zinspolitik in den USA und Europa weitergeht. Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde werden zwar erst am Freitag ihre Reden halten. "Dennoch wird es interessant sein zu hören, wie die anderen Notenbanker die globale Wirtschaft einschätzen und welche Zinsschritte sie in Zukunft für notwendig halten", sagte Molnar.

Schwache Konjunkturdaten hatten die Spekulationen auf eine weitere Zinserhöhung in der Euro-Zone im September zuletzt gedämpft und die Renditen an den Anleihemärkten gedrückt. "Möglicherweise hat die EZB ihre letzte Zinserhöhung vorgenommen, und sie wird die Zinsen vielleicht früher als erwartet senken", sagte Neil Wilson, Chefanalyst des Brokers Finalto. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe bröckelte auf 2,478 Prozent von 2,520 Prozent am Vortag ab. Der Euro trat bei 1,0859 Dollar auf der Stelle. Die Großhandelspreise für Gas gingen deutlich zurück, nachdem eine vorläufige Einigung zur Abwendung eines Streiks in Australiens größter Flüssigerdgasanlage (LNG) erzielt wurde. Der europäische Erdgas-Future fiel um mehr als elf Prozent auf 32,25 Euro pro Megawattstunde (MWh).

LIONTRUST HEBEN NACH SCHEITERN VON GAM-OFFERTE AB

Am Aktienmarkt waren Immobilienwerte gefragt, die besonders sensibel auf Zinsveränderungen reagieren. Der Sektorindex lag 1,5 Prozent im Plus.

In London hoben die Aktien des Vermögensverwalters Liontrust um knapp 16 Prozent ab, nachdem die Kaufofferte für das Schweizer Fondshaus GAM nicht die notwendige Unterstützung der Aktionäre erhalten hat. Die Schweizer rechnen nun mit einem Scheitern der Übernahme. Die Briten teilten mit, aufgrund der mangelnden Unterstützung der Aktionäre für das Vorhaben werde eine einmalige Gebühr fällig, die nicht mehr als elf Millionen Pfund betragen werde.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)