Reuters

Börsen drehen ins Plus - Warten auf Powell-Rede

25.08.2023
um 12:42 Uhr

Frankfurt (Reuters) - In Erwartung der Rede des Fed-Chefs Jerome Powell haben die europäischen Börsen am Vormittag ins Plus gedreht.

Der deutsche Leitindex Dax notierte 0,3 Prozent höher bei 15.674 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, rückte um ein halbes Prozent auf 4254 Zähler vor. Der Chef der US-Notenbank Fed spricht um 16.00 Uhr (MESZ) beim jährlichen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, äußert sich um 21.00 Uhr. Die Investoren erhoffen sich daraus Hinweise auf eine mögliche Zinserhöhungspause bei den nächsten Sitzungen der Währungshüter im September.

Den Analysten zufolge werden Powell und Lagarde wahrscheinlich die Meinung vertreten, dass die Zinssätze länger höher bleiben sollten. Sie dürften sich auch die Option offenhalten für weitere Zinserhöhungen. "Ich glaube nicht, dass Powell jetzt schon den Sieg verkünden wird, denn auch wenn die Inflation zurückgeht, bergen die Daten immer noch ein gewisses Risiko", sagte Rufaro Chiriseri, ein Manager beim Vermögensverwalter RBC Wealth Management.

DOLLAR AUF ELF-WOCHEN-HOCH

Die Erwartung zunächst hoch bleibender Zinsen stützte die US-Währung. Der Dollar-Index stand mit 104,31 Punkten auf einem Elf-Wochen-Hoch. Der Euro gab im Gegenzug 0,1 Prozent auf 1,0795 Dollar nach. "Die jüngste Stärke des Dollars preist wahrscheinlich die Erwartung ein, dass Powell in seiner Rede eine entschiedene Haltung zeigt", sagte Francesco Pesole, Devisenstratege der niederländischen Bank ING. Auch die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen blieben mit 4,253 Prozent nach 4,235 Prozent am Vortag nah an ihrem jüngsten 16-Jahres-Hoch von 4,366 Prozent.

Schwach ausgefallene Konjunkturdaten aus Deutschland schürten indes die Hoffnung auf eine weniger strenge Haltung der EZB bei ihrer nächsten Sitzung. Die Notenbanker versuchen, mit Zinserhöhungen die Inflation zu dämpfen, ohne die Konjunktur zu würgen. Das Ifo-Geschäftsklima sank auf 85,7 Punkte von 87,4 Zählern im Vormonat und damit das vierte Mal in Folge. Von Reuters befragte Fachleute hatten nur mit einem Rückgang auf 86,7 Punkte gerechnet. "Die Serie schlechter Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft reißt nicht ab", sagte Elmar Völker, Experte der Landesbank Baden-Württemberg. "Immer mehr spricht dafür, dass die Stagnation der Wirtschaftsleistung vom Frühjahr nur eine Atempause vor dem Rückfall in die Rezession gewesen ist. Die jüngst von der Bundesbank geäußerte Erwartung einer fortgesetzten Stagnation erscheint insofern schon zu optimistisch."

Auch die endgültigen Zahlen für das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) verharrten von April bis Juni auf dem Niveau vom Vorquartal. Deutschland ließ damit die Rezession nur knapp hinter sich.

ACHTERBAHNFAHRT IM TECH-SEKTOR VORBEI

Die starken Schwankungen bei Halbleiter-Werten bügelten sich indes wieder aus. So lagen Aixtron und Infineon knapp im Plus beziehungsweise knapp im Minus. Am Vortag hatten die Aktien im Technologiesektor trotz starker Zahlen der US-Chipfirma Nvidia zum Handelsschluss ins Minus gedreht. Analysten wiesen unter anderem auf Gewinnmitnahmen hin. "Die Indizes stehen am entscheidenden Tag in Jackson Hole also da, wo sie ohne die Nvidia-Euphorie die Woche begonnen haben", kommentierte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets.

Gefragt in Paris waren die Aktien von JCDecaux. Die Papiere des auf Außenwerbung spezialisierten Unternehmens sprangen um 4,4 Prozent in die Höhe. Die Experten der Deutschen Bank setzten die Titel auf "Buy" nach zuvor "Hold". Hintergrund seien die Wachstumsmöglichkeiten im Zusammenhang mit den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris und gute Aussichten für JCDecaux' Geschäft im Ausland.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)