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Ifo-Bildungsbarometer - Deutsche beklagen Qualitätsverluste bei Schulen

30.08.2023
um 10:27 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Qualität der Schulen in Deutschland hat einer Umfrage zufolge nachgelassen.

Nur 27 Prozent der Befragten erteilen hier noch die Note 1 oder 2, nach 38 Prozent 2014. Aus dem am Mittwoch veröffentlichten Bildungsbarometer des Ifo-Instituts geht zudem hervor, dass 79 Prozent der mehr als 5500 erwachsenen Umfrageteilnehmer der Meinung seien, dass sich die Qualität der Schulbildung durch die Corona-Pandemie verschlechtert hat. "Das sind alarmierende Befunde", sagte Ludger Wößmann, Leiter des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik. "Wir müssen dringend die Probleme der Schulen lösen, und die Deutschen sind auch bereit dazu."

Für ein ernsthaftes Problem halten 77 Prozent der Deutschen den Lehrkräftemangel, 68 Prozent fehlendes Geld für Schulen, 66 Prozent die Trägheit des Systems, durch die Veränderungen zu lange dauern, und 61 Prozent Lernrückstände durch die Corona-Pandemie. Nicht ausreichend sanierte Schulgebäude finden 57 Prozent problematisch.  

Den Lehrkräftemangel bekämpfen soll laut Umfrage vor allem die Nachqualifizierung von Lehrkräften für den Unterricht in Mangelfächern (79 Prozent). Auch der Einsatz von Quereinsteigenden dazu erhält mit 64 Prozent hohe Zustimmung. Größere Klassen dagegen lehnen 81 Prozent der Befragten ab. "Die Bereitschaft der Deutschen zur Finanzierung von Bildung ist weiter hoch: 74 Prozent denken, dass der Staat mehr für Bildung ausgeben sollte ? das ist der mit Abstand höchste Wert unter den Staatsausgaben", erklärte Wößmann.

Gut zwei Drittel der Befragten befürworten deutschlandweit einheitliche Vergleichstests in Mathematik und Deutsch, die eine Klassenarbeit ersetzen. Auch deutschlandweit einheitliche Abiturprüfungen treffen auf hohe Zustimmung (86 Prozent). Große Mehrheiten sprechen sich gegen die Abschaffung von Schulnoten (73 Prozent) und für die Klassenwiederholung von Schülern mit schlechten Leistungen (78 Prozent) aus.

Wie aus einer anderen Studie hervorgeht, hat sich das Bildungsniveau in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verschlechtert. Vor allem in den Bereichen Schulqualität, Integration und Bildungsarmut gibt es negative Entwicklungen, wie die Lobbygruppe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) zu einer Analyse ihres Bildungsmonitors mitteilte.

Im Ländervergleich schneiden demnach erneut Sachsen, Bayern und Thüringen am besten ab. Allerdings sei auch in Sachsen und Thüringen das Niveau in den vergangenen zehn Jahren gesunken, in Bayern nur minimal gestiegen, erläuterten die Studienautoren des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). "Besonders große Herausforderungen haben die drei Schlusslichter Brandenburg, Berlin und Bremen." Baden-Württemberg, aktuell auf Platz fünf im Ländervergleich, habe gegenüber 2013 am deutlichsten verloren.

(Bericht von Klaus Lauer. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)