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IfW senkt Konjunkturprognosen - "Aussichten haben sich eingetrübt"

06.09.2023
um 10:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat seine ohnehin nicht besonders optimistischen Prognosen für die deutsche Konjunktur erneut gesenkt.

Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen, wie die Forscher am Mittwoch mitteilten. Im Sommer waren sie noch von einem Minus von 0,3 Prozent ausgegangen, nachdem sie im Frühjahr noch ein Wachstum von 0,5 Prozent für möglich gehalten hatten. Für das kommende Jahr wird zwar wieder ein Wachstum erwartet, das mit 1,3 Prozent aber deutlich geringer ausfallen soll als noch im Juni mit 1,8 Prozent angenommen. 2025 soll es dann zu einem Plus von 1,5 Prozent reichen.

"Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich eingetrübt", resümieren die IfW-Ökonomen. "Zwar haben sich die Energiepreise wieder erheblich reduziert, im längerfristigen Vergleich sind sie aber weiterhin deutlich erhöht." Dadurch sei ein Teil der energieintensiven Produktion hierzulande nicht mehr rentabel und dürfte dies voraussichtlich auch nicht wieder werden. Damit gehe Produktionspotenzial verloren, während Wertschöpfungsketten neu ausgerichtet werden müsse. "Das industrielle Exportgeschäft leidet zudem konjunkturell unter der derzeit globalen Investitionsschwäche", so das IfW. "Im Baubereich schlagen die erheblich verteuerten Finanzierungskonditionen zu Buche, die vor allem den Wohnungsbau weiter auf Talfahrt schicken dürften."

Neben diesen negativen Faktoren sieht das Institut aber auch positive Gegenkräfte. "So wirkt der weiterhin erhöhte Auftragsbestand stützend für die industrielle Aktivität", hieß es. Auch helle sich das internationale Umfeld allmählich wieder auf, wodurch das Auslandsgeschäft wieder Tritt fassen sollte. "Binnenwirtschaftlich wirken deutliche Kaufkraftzuwächse bei breiten Konsumentenschichten nach und nach belebend auf die Konsumkonjunktur", so das IfW mit Blick auf kräftig steigende Löhne und ausgeweitete staatliche Transfers.

"DIE INFLATIONSWELLE EBBT AB"

Zudem wird der Prognose zufolge die Inflation nachlassen. Zwar sollen die Verbraucherpreise in diesem Jahr mit 6,0 Prozent nur wenig langsamer steigen als 2022 mit 6,9 Prozent. Für die beiden kommenden Jahre rechnet das IfW aber nur noch mit einer Teuerungsrate von jeweils 2,1 Prozent. "Die Inflationswelle ebbt ab", fassten die Forscherinnen und Forscher zusammen.

Licht und Schatten sehen sie auf dem Arbeitsmarkt. "Die derzeitige wirtschaftliche Schwächephase wird am Arbeitsmarkt nur wenig Spuren hinterlassen, da der Fachkräftemangel weiterhin groß ist." In diesem und im kommenden Jahr wird eine Arbeitslosenquote von jeweils 5,6 Prozent erwartet, die aber 2025 wieder auf das Niveau von 2022 von 5,3 Prozent fallen soll. "Aufgrund des demografischen Wandels wird die Erwerbstätigkeit in den kommenden beiden Jahren wohl nicht mehr steigen", betonte das IfW zugleich.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)