Reuters

Dax arbeitet sich nur mühsam nach oben

07.09.2023
um 12:12 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland haben die Dax-Anleger am Donnerstag vorsichtig gestimmt.

Der deutsche Leitindex hielt sich mit 15.777 Zählern knapp im Plus, der EuroStoxx50 lag 0,2 Prozent fester. "Es besteht kein Zweifel mehr daran, die deutsche Wirtschaft hat ein Wachstumsproblem", sagte Jürgen Molnar, Analyst bei RoboMarkets. Ein Leitindex, der zumindest noch in der Nähe seines Allzeithochs von 16.528,97 Zählern notiere, passe nicht in dieses Bild. Das werde vielen Anlegern gerade klar.

Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Juli den dritten Monat in Folge heruntergefahren. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,8 Prozent weniger her als im Vormonat. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet. Am Mittwoch war bereits bekannt geworden, dass der deutschen Industrie im Juli die Aufträge so stark weggebrochen sind wie seit über drei Jahren nicht mehr. "Im Moment sieht es sogar so aus, als würde sich der wirtschaftliche Abschwung noch einmal verstärken", konstatierte Jochen Stanzl von CMC Markets.

CHINAS WIRTSCHAFT SCHWÄCHELT

Auch die jüngsten Daten aus China halfen nicht, die Konjunktursorgen vieler Anleger zu zerstreuen. Im Reich der Mitte sanken die Ausfuhren im August den vierten Monat in Folge - und zwar um 8,8 Prozent. Experten hatten allerdings mit einem noch größeren Rückgang gerechnet. Daher galten die aktuellen Exportzahlen als ein Zeichen der Stabilisierung. Eine Stabilisierung heiße aber nicht, dass nun neue Dynamik zu erwarten sei, urteilte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Da die europäischen und die US-Konsumenten wegen der hohen Inflation weiterhin sparten, würden die chinesischen Exporte vorerst nicht in Fahrt kommen.

Bislang ist es der Führung in Peking noch nicht gelungen, die Wirtschaft nach dem Ende der strikten Corona-Restriktionen wieder auf Trab zu bringen. Neben der Exportschwäche lastet eine anhaltende Immobilienkrise, hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Zurückhaltung der Konsumenten auf der Konjunktur in China, der nach den USA zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verloren jeweils 0,8 Prozent auf 89,90 beziehungsweise 86,80 Dollar je Barrel. Das Industriemetall Kupfer verbilligte sich um bis zu 0,9 Prozent auf 8300 Dollar je Tonne.

Belastet wurden die Rohstoffpreise auch durch den festeren Dollar. Der Dollar-Index notierte mit 104,98 Punkten in Reichweite seines jüngsten Sechs-Monats-Hochs von 105,024 Zählern. Je teurer die Weltleitwährung ist, desto unattraktiver wird der zumeist in Dollar abgerechnete Kauf von Rohstoffen für Investoren. Devisenanleger rätseln derzeit, ob die die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed auf ihren Sitzungen in den nächsten beiden Wochen die Zinsen noch einmal nach oben schrauben. Bislang gehen die Investoren jedoch eher davon aus, dass Fed und EZB eine Pause einlegen werden. Der Euro notierte 0,1 Prozent schwächer bei 1,0713 Dollar.

SUCHE NACH NEUEM FINANZCHEF SETZT THYSSENKRUPP ZU

Auf der Unternehmensseite sorgte die Suche nach einem neuen Finanzchef bei ThyssenKrupp für lange Gesichter. Die Aktien verloren im MDax 1,3 Prozent. Klaus Keysberg habe sich entschieden, für eine Verlängerung seines bis zum 31. Juli 2024 laufenden Vertrags nicht zur Verfügung zu stehen, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Der neue Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez hatte im August angekündigt, den schwankenden Industriekonzern auf Rendite trimmen zu wollen. Dabei könne ein Stellenabbau nicht ausgeschlossen werden.

An der Mailänder Börse legten die Aktien der Modefirma TOD einen Kurssprung hin. Der Konzern konnte seinen Betriebsgewinn im ersten Halbjahr mehr als verdreifachen. Die Aktien stiegen in der Spitze um fast sechs Prozent.

(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)