Reuters

Weniger Lkw auf deutschen Autobahnen - Ökonomen sehen Rezessionssignal

08.09.2023
um 10:02 Uhr

Berlin (Reuters) - Der als früher Hinweisgeber auf den Konjunkturverlauf geltende Lkw-Verkehr auf den deutschen Autobahnen hat im August nachgelassen.

Die Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen sank kalender- und saisonbereinigt um 0,8 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex sogar um 3,3 Prozent.

"Für uns ist diese Zahl ein weiteres Indiz dafür, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal schrumpfen wird", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. "Wir gehen schon länger davon aus, dass es in der zweiten Jahreshälfte keine Erholung der Konjunktur, sondern eine neuerliche Rezession geben wird." Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte im zweiten Quartal, nachdem es zuvor zwei Mal in Folge geschrumpft ist.

Die Lkw-Fahrleistung auf Autobahnen wird von Ökonomen genau beobachtet: Sie liefert sehr früh Hinweise zur aktuellen Konjunkturentwicklung in der Industrie, da wirtschaftliche Aktivität auch Verkehrsleistungen erzeugt und benötigt. Die Produktion von Industrie, Bau und Versorgern war im Juli um 0,8 Prozent zum Vormonat gesunken, nach minus 1,4 Prozent im Juni. "Die Gründe für die aktuelle Schwäche sind sicherlich in erster Linie in der weltweiten Straffung der Geldpolitik zu sehen, die im Inland und im Ausland die Nachfrage nach deutschen Industriegütern bremst", sagte Solveen. Die höheren Zinsen machen Investitionen teurer.

Führende Forschungsinstitute haben zuletzt ihre Prognosen für die deutsche Konjunktur gesenkt. Das Essener RWI etwa rechnet nun mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 0,6 Prozent in diesem Jahr. Maue Weltwirtschaft, gestiegene Zinsen, hohe Inflation und Energiekrise - das ist der aktuell Mix für viel Verunsicherung bei Unternehmen und Verbrauchern.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)