Reuters

Japans Wirtschaft wächst nicht so schnell wie gedacht - Aussichten eingetrübt

08.09.2023
um 10:47 Uhr

Tokio (Reuters) - Japans Wirtschaft ist im Frühjahr nicht so stark gewachsen wie ursprünglich geschätzt.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen April und Juni nur um auf das Jahr hochgerechnet 4,8 Prozent zu, wie aus Regierungsdaten vom Freitag hervorgeht. In einer früheren Schätzzahl war von 6,0 Prozent die Rede. Anders als zunächst gemeldet, stagnierten die Investitionen nicht, sondern sanken um 1,0 Prozent. Zudem mussten die Daten zum privaten Konsum einen Tick nach unten revidiert werden - und zwar auf minus 0,6 Prozent. Der Außenhandel in Japan floriert zwar weiter und trug 1,8 Punkte zum BIP-Wachstum bei. Doch zuletzt mehrten sich Warnzeichen aus dem Exportsektor, was auf eine konjunkturelle Eintrübung schließen lässt.

Die Ausfuhren nach China brachen im Juli um 13,4 Prozent ein - der achte monatliche Rückgang in Folge. Und die gesamten Exporte gingen in der ersten Augusthälfte gegenüber dem Vorjahr um 5,0 Prozent zurück. Dies deutet darauf hin, dass die maue Weltwirtschaft die stark exportorientierte japanische Konjunktur bremst. "Es würde mich nicht wundern, wenn Japan im weiteren Verlauf dieses Jahres zwei Quartale in Folge schrumpfen würde", sagte Takeshi Minami, Chefökonom des Norinchukin Research Institute. "Die Chance auf ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik nimmt ab."

Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank hatten bereits im vorigen Jahr eine Zinswende eingeleitet und haben den Preis des Geldes seither kräftig erhöht, während in Japan weiter eine ultralockere Linie gefahren wird.

Als eine wichtige Bedingung für eine geordnete Abkehr von der Niedrigzinspolitik gilt, dass die Löhne kräftig genug steigen, um die Teuerungsrate um das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank herum zu halten. Dafür ist die Zeit laut der Notenbank aber noch nicht reif. Für die nächste Zentralbanksitzung am 22. September rechnen Experten nicht mit einem geldpolitischen Kurswechsel.

(Bericht von Yoshifumi Takemoto und Leika Kihara, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)