Reuters

US-Behörden nehmen Credit-Suisse-Aussagen vor Notübernahme unter die Lupe

19.09.2023
um 18:12 Uhr

London (Reuters) - US-Behörden wollen der Frage auf den Grund gehen, ob die Credit Suisse die Anleger im Vorfeld der Notübernahme durch die Rivalin UBS bezüglich ihrer finanziellen Verfassung täuschte.

Die Credit Suisse hat von Aufsichtsbehörden und Regierungsstellen Aufforderungen zur Herausgabe von Dokumenten und Informationen erhalten, wie aus dem am 31. August veröffentlichten Quartalsbericht der UBS hervorgeht. Dazu gehörten die US-Wertpapieraufsicht SEC, das US-Justizministerium und die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma. Die Credit Suisse kooperiere mit den Behörden in dieser Angelegenheit.

Die Credit Suisse und ein Sprecher der SEC lehnten eine Stellungnahme ab, während die UBS und das Justizministerium auf die Anfrage nicht reagierten. Die Finma wollte auf diesen Fall im Einzelnen nicht eingehen, erklärte aber: "Wir beaufsichtigen die Bank sehr intensiv und fordern dafür sämtliche erforderlichen Informationen und Dokumente ein." Reuters konnte nicht in Erfahrung bringen, welchen Zeitraum die SEC, das Justizministerium und die Finma unter die Lupe nehmen und welche Mitarbeiter der Credit Suisse möglicherweise betroffen sein könnten.

Nach einem Bankensturm hatte die Schweizer Regierung im März eine Übernahme der Credit Suisse orchestriert. Dem waren in der zweiten Hälfte von 2022 bereits milliardenschwere Abflüsse von Kundengeldern vorausgegangen. Anfang Dezember erklärte Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann, dass die Abflüsse von verwaltetem Vermögen zum Erliegen gekommen seien. Danach waren aber nochmals Milliarden von dem krisengeplagten Institut abgezogen worden. Die Finma untersuchte die Aussagen. Im März kam die Behörde zu dem Schluss, dass sie keinen ausreichenden Anlass sehe, in dieser Sache ein Verfahren zu eröffnen.

Die im Quartalsbericht offengelegten Untersuchungen zeigen nun, dass in dem Fall für die UBS ein Risiko von Bußgeldern und Strafen besteht. In dem Bericht erwähnte die UBS auch, dass drei US-Sammelklagen gegen die Credit Suisse sowie gegen derzeitige und frühere Mitglieder des Verwaltungsrats eingereicht wurden, die der Bank irreführende Aussagen zu den Abflüssen von Kundengeldern im späten Verlauf von 2022 vorwerfen.

(Bericht von Stefania Spezzati; Mitarbeit Chris Prentice und Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)