Reuters

Anleger vor Fed-Entscheid vorsichtig optimistisch

20.09.2023
um 16:02 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Hoffnung auf eine Zinserhöhungspause der US-Notenbank Fed hat die Börsen am Mittwoch ins Plus gehievt.

Der Dax notierte am Nachmittag 0,7 Prozent höher bei 15.774 Punkten, der EuroStoxx50 gewann genauso viel auf 4272 Zähler. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen ebenfalls im Plus. Bei der um 20 Uhr (MESZ) erwarteten US-Zinsentscheidung gehen die Marktteilnehmer fest davon aus, dass die Währungshüter den Schlüsselsatz in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen. Nun kommt es Analysten zufolge vor allem auf Hinweise zu den weiteren Schritten der Notenbanker an.

Craig Erlam, Analyst beim Handelshaus Oanda, zeigte sich allerdings vorsichtig: "Die Europäische Zentralbank (EZB) hat letzte Woche deutlich angedeutet, dass sie mit den Zinserhöhungen wahrscheinlich fertig ist, aber ich bin nicht davon überzeugt, dass wir das gleiche Signal von der Fed bekommen werden." Grund seien die zuletzt starken Konjunkturdaten. Die Fed versucht, mit Zinserhöhungen die Inflation zu dämpfen, ohne dabei die Wirtschaft abzuwürgen.

Unterdessen gingen die Erzeugerpreise in Deutschland im Rekordtempo zurück. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Benzin bis Zucker - verlangten im August durchschnittlich 12,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die eindeutig deflationären Tendenzen bestätigten die trüben Aussichten für die deutsche Wirtschaft, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets.

US-ANLEIHERENDITEN NAHE IHRES 16-JAHRES-HOCHS

Höhere Rohstoffpreise nährten die Sorgen der Anleger vor einem anhaltenden Preisdruck. Dieser könnte wiederum die Fed perspektivisch dazu veranlassen, die Zinsen weiter anzuheben oder sie länger auf hohem Niveau zu belassen. Nach dem Sprung auf ein Zehn-Monats-Hoch setzten beim Öl jedoch Gewinnmitnahmen ein. Die Nordseesorte Brent und US-Leichtöl WTI verbilligten sich um jeweils rund ein Prozent auf 93,46 beziehungsweise 90,45 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die US-Renditen an den Anleihemärkten verharrten nahe ihres kürzlich erreichten 16-Jahres-Hochs. Die zehnjährigen US-Staatsanleihen rentierten bei 4,339 Prozent, nachdem sie am Dienstag mit 4,371 Prozent den höchsten Stand seit 2007 erreicht hatten.

Am Devisenmarkt geriet das Pfund unter Druck, nachdem die britische Inflationsrate überraschend auf den niedrigsten Stand seit anderthalb Jahren gefallen ist. Die Devise fiel um bis zu 0,5 Prozent auf 1,2332 Dollar. Dies könnte aus Sicht vieler Investoren für eine Zinspause sprechen. Ökonomen gehen bislang davon aus, dass die Bank of England den Leitzins am Donnerstag von 5,25 auf 5,50 Prozent heraufsetzen wird.

DELIVERY HERO NACH ANALYSTENKOMMENTAR IM STEIGFLUG

Von der hohen Inflation auf der Insel betroffen ist auch der Backwaren-Konzern Finsbury Food, den der Finanzinvestor DBAY nun für 143 Millionen Pfund (rund 165 Millionen Euro) übernehmen will. Die Aktien schossen an der Londoner Börse um 23 Prozent auf 109,50 Pence nach oben. Finsbury-Aktionäre sollen 110 Pence je Aktie in bar bekommen.

Ein positiver Analystenkommentar für Delivery Hero stimmte die Anleger optimistisch. Die Titel des Essenslieferanten zogen um 3,2 Prozent an. Die Analysten von Hauck Aufhäuser Investment Banking nahmen die Bewertung mit "Kaufen" auf und setzten ein Kursziel von 65 Euro. Ein Händler sagte, auch das gelungene Börsendebüt des Mutterkonzerns des US-Lebensmittel-Lieferanten Instacart und eine allgemeine Erholungsbewegung bei Wachstumsaktien helfe den Titeln nach oben.

Just Eat Takeaway zogen an der Amsterdamer Börse um mehr als sechs Prozent an. Nach der Entscheidung eines US-Bundesrichters können die US-Tochter Grubhub und die Konkurrenten DoorDash und Uber Eats New York City verklagen. Die Millionenmetropole hat die Höhe der Gebühren begrenzt, die sie von Restaurants für die Lieferung von Mahlzeiten verlangen dürfen.

(Bericht von Anika Ross und Zuzanna Szymanska, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)