Reuters

Streit über Selenskyjs Äußerungen - Polen bestellt Botschafter ein

20.09.2023
um 16:32 Uhr

Warschau/Polen (Reuters) - Der Konflikt zwischen Polen und der Ukraine über Getreide-Handel zieht immer weitere Kreise.

Das polnische Außenministerium bestellte am Mittwoch den ukrainischen Botschafter ein, um Protest gegen Äußerungen von Präsident Wolodymyr Selenskyj vor der UN-Vollversammlung einzulegen. Selenskyj habe angedeutet, dass einige EU-Länder Solidarität mit der Ukraine vortäuschten, aber indirekt Russland unterstützten. Vize-Außenminister Pawel Jablonski habe Botschafter Wassyl Swarytsch deutlich gemacht, dass dieses Verhalten wie auch Beschwerden an internationalen Stellen nicht zur Beilegung von Streitigkeiten geeignet seien.

Selenskyj hatte gesagt, das "politische Theater" um Getreide-Importe aus der Ukraine komme nur Russland zugute. Vor der Welthandelsorganisation (WTO) reichte die Ukraine Beschwerde gegen Polen, Ungarn und die Slowakei ein, weil sie die Einfuhr von Lebensmitteln aus der Ukraine untersagen. Die drei EU-Staaten hatten erklärt, sie müssten ihre eigene Wirtschaft und ihre heimischen Landwirte schützen. Agrargüter zählen zu den wichtigsten Einnahmequellen der Ukraine. Wegen des Kriegs gegen Russland versucht die Ukraine, Produkte statt über das umkämpfte Schwarze Meer verstärkt über den Landweg zu exportieren.

Die Ukraine versucht inzwischen, die Wogen zu glätten. Die Ukraine wolle auf dem Verhandlungsweg eine Einigung mit den Nachbarländern erzielen und einen langwierigen WTO-Prozess vermeiden, erklärte der Handelsbeauftragte Taras Katschka. Das Außenministerium in Kiew appellierte an Polen, Emotionen beiseite zu lassen. Die Ukraine habe einen konstruktiven Vorschlag zur Beilegung des Konflikts unterbreitet, hieß es.

(Bericht von Alan Charlish, Anna Pruchnicka und Max Hunde, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)