Reuters

Separatisten - Mindestens 200 Tote bei Militäreinsatz in Bergkarabach

21.09.2023
um 07:37 Uhr

Eriwan (Reuters) - Bei der Militäroffensive Aserbaidschans in der abtrünnigen Region Bergkarabach sind nach Angaben eines Menschenrechtlers aus dem Lager der Separatisten mindestens 200 Personen getötet worden.

Zehn von ihnen seien Zivilisten, davon die Hälfte Kinder, hieß es am Mittwoch weiter. Zudem seien mehr als 400 Menschen verletzt worden. Die Angaben konnten unabhängig zunächst nicht bestätigt werden. Durch den breit angelegten Angriff Aserbaidschans waren die in Bergkarabach lebenden Armenier gezwungen worden, ihren bewaffneten Widerstand aufzugeben. Sie stimmten einer Vereinbarung zu, durch die die Region unter die Kontrolle von Baku gestellt werden soll.

Der aserbaidschanische Staatschef Ilham Alijew erklärte in einer Fernsehansprache, Aserbaidschan habe die volle Kontrolle über Bergkarabach wiedererlangt. Er wolle die Bevölkerung der Region nun integrieren. "Sie sind unsere Bürger", sagte Alijew. Er habe nichts gegen sie, nur gegen ihre "kriminellen" Separatisten-Führer. Armenische Kräfte hätten damit begonnen, ihre Waffen abzugeben und würden sich aus Bergkarabach zurückziehen. Armenien bestreitet, Waffen und Soldaten in Bergkarabach zu haben. Nach der Großoffensive solle die Region nun zu einen "Paradies" werden, versprach Alijew.

Armenier sind überwiegend Christen, Aserbaidschaner mehrheitlich Muslime. Zwischen beiden Gruppen ist es in der Vergangenheit zu ethnischen Konflikten gekommen. Wie viele Armenier unter aserbaidschanischer Herrschaft in ihrer Heimat bleiben, ist vorerst unklar. Nach der Bekanntgabe eines Waffenstillstands eilten am Mittwoch Tausende Menschen zum Flughafen der Regionalhauptstadt Stepanakert, an dem russische Friedenstruppen stationiert sind.

Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan hatte unlängst kritisiert, dass Russland durch den Krieg in der Ukraine sein Engagement in der Region zurückfahre. Die Regierung in Moskau wies dies zurück. Nach der erzwungenen Aufgabe der Armenier in Bergkarabach geriet nun Paschinjan unter Druck. In der Hauptstadt Eriwan gingen am Mittwoch Tausende Menschen auf die Straße und forderten den Rücktritt des Ministerpräsidenten. Die Demonstranten beschuldigen ihn, nichts zur Unterstützung der Armenier in Bergkarabach getan zu haben.

(Bericht von Felix Light und Nailia Bagirova, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)