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Hartnäckige Inflation treibt EZB-Währungshüter um

21.09.2023
um 13:02 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die EZB muss aus Sicht von zwei ihrer Währungshüter wegen der hartnäckigen Inflation ihren Kurs der Zinserhöhungen womöglich fortsetzen.

"Haben wir die Hochebene erreicht? Das lässt sich noch nicht klar absehen", sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel am Donnerstag laut Redetext auf dem Verbandstag der Sparda-Banken in Frankfurt. Noch immer sei die Teuerung zu hoch. Lettlands Notenbankchef Martins Kazaks hält den jüngsten Anstieg der Energiepreise für einen Risikofaktor, der die Inflation anheizen könnte, wie er auf dem Reuters Global Markets Forum sagte.

Nagel zufolge sinkt die Inflation weiterhin nicht schnell genug in Richtung des EZB-Ziels von zwei Prozent. "Die Inflationsrate geht auch im Euroraum nicht im gewünschten Tempo in Richtung zwei Prozent:" Die Zinsen müssten daher hoch bleiben. "Die Leitzinsen werden ausreichend lange auf einem ausreichend hohen Niveau liegen müssen."

Nagels EZB-Ratskollegen Kazaks treibt insbesondere der jüngste Anstieg der Energiepreise um. "Das erzeugt aus meiner Sicht Aufwärtsrisiken für die Inflation." Der Anstieg sei keine kurzfristige und vorübergehende Angelegenheit sondern strukturell. "Zum gegenwärtigen Niveau der Zinsen können wir klar sagen, dass sie sich im restriktiven Bereich befinden," sagte Kazaks. Er sei damit "recht zufrieden." In diesem Territorium müssten die Sätze für eine beträchtliche Zeit liegen, um sicherzustellen, dass die Inflation nicht zurückkehre. Mit raschen Zinssenkungen rechnet Kazaks nicht. "Ich denke, Zinssenkungen für Mitte nächsten Jahres zu erwarten, ist etwas zu früh." Zu Senkungen solle es erst dann kommen, wenn die Inflationsprognosen konsistent unterhalb der EZB-Zielmarke lägen. Die Ökonomen der EZB hatten in ihren jüngsten Wirtschaftsprognosen für das Gesamtjahr 2025 noch eine Inflationsrate von 2,1 Prozent vorhergesagt.

Die EZB hatte vor einer Woche die Schlüsselsätze erneut um einen viertel Prozentpunkt angehoben. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, stieg damit von 3,75 auf 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.

Doch die Inflation im Euroraum lag im August mit 5,2 Prozent immer noch mehr als doppelt so hoch wie das Ziel der Euro-Notenbank. Auch bei der Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak außen vor bleiben, sieht Nagel noch keinen Anlass zur Entwarnung. Auch sie liege nach wie vor hartnäckig hoch und dürfte nur allmählich sinken. "Denn sie wird zunehmend durch binnenwirtschaftliche Faktoren getrieben", sagte Nagel. Die Kerninflation in der Euro-Zone lag im August bei 5,3 Prozent.

(Bericht von Divya Chowdhury, Frank Siebelt, redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)