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Mehr Warnsignale am Immobilienmarkt - Stimmung der Projektentwickler bricht ein

22.09.2023
um 09:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Am deutschen Immobilienmarkt mehren sich die Warnsignale.

Die Stimmung der Projektentwickler sei eingebrochen, teilte der Branchenverband ZIA zum Barometer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) am Freitag mit. "Weiter steigende Zinsen und immer höhere Baukosten ergeben eine toxische Mixtur", erklärte ZIA-Präsident Andreas Mattner. "Der Staat selbst ? Bund, Länder und Kommunen ? muss in dieser dramatischen Lage endlich mit der nötigen Härte gegenhalten." Der Wohngipfel am Montag im Kanzleramt werde zeigen, "ob die Politik verstanden hat". Der Staat sei für 37 Prozent der Kosten des Wohnraums verantwortlich, betonte Mattner.

Weniger Staat bedeute mehr Freiraum der Immobilienbranche für einen schnellen Wohnungsbau, der jetzt dringender sei denn je. Es gehe um finanziellen und planerischen Spielraum. "Mit der degressiven Afa, günstigeren KfW-Krediten und einer Senkung der Grunderwerbsteuer auch für Mietwohnungsbau wäre da einiges zu machen", sagte der Lobbyist mit Blick auf bessere Abschreibungsmöglichkeiten, staatliche Förderung und Nachlässe beim Bau von Häusern. Mattner signalisierte, dass die Energie- und Klimaschutzauflagen momentan belasteten. "Außerdem können wir uns derzeit einen Effizienzstandard EH 40 nicht ansatzweise leisten." 

IW-Experte Michael Voigtländer sagte, die dramatische Entwicklung in der Projektentwicklung sei nicht nur für die Immobilienbranche besorgniserregend, sondern auch für die Gesamtwirtschaft. "Die zurückgehende Bautätigkeit und die steigenden Insolvenzen in der Projektentwicklung stehen diametral zu den zunehmenden Baubedarfen." Abgebaute Bau-Kapazitäten könnten den Mangel an Bautätigkeit über Jahre verfestigen. 

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) ist der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder, darunter 33 Verbände, und von rund 37.000 Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Der Wohngipfel im Kanzleramt soll für Impulse für den angeschlagenen Wohnungsbau sorgen. Die Bundesregierung will offenbar einen 10-Punkte-Plan vorlegen, aber viele Vertreter der Branche halten deutlich mehr für nötig.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)