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Euro-Wirtschaft bremst Talfahrt etwas - Doch Neugeschäft bricht ein

22.09.2023
um 10:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Wirtschaft in der Euro-Zone hat ihre Talfahrt überraschend gebremst.

Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Service-Sektor zusammen - legte im September um 0,4 auf 47,1 Punkte zu, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Freitag zu seiner Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem leichten Rückgang auf 46,5 Punkte gerechnet. Trotz der leichten Aufwärtsbewegung signalisierte der sogenannte PMI-Indikator nach wie vor eine starke Kontraktion.

Seit vier Monaten schrumpft die Wirtschaftsleistung nun bereits ununterbrochen. Ausschlaggebend hierfür war erneut die Industrie, doch auch im Servicesektor ging es zum zweiten Mal hintereinander bergab. Hauptursache für die abermals schrumpfende Wirtschaftsleistung war laut S&P Global, dass der vierte Rückgang des Auftragseingangs in Folge so stark ausfiel wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Zurückzuführen war dies in erster Linie auf die Dienstleister, wo das Neugeschäft so stark einbrach wie zuletzt während der Corona-Pandemie. Doch auch in der Industrie schlug erneut ein hohes Minus zu Buche. "Lässt man die Monate während der Corona-Lockdowns außen vor, ging der Auftragseingang im Servicesektor sogar so rasant zurück wie seit Mai 2013 nicht mehr. Das Exportneugeschäft wies im September sogar ein noch höheres Minus aus als der Gesamt-Auftragseingang", hieß es weiter.

"Die Daten für den Dienstleistungssektor der Euro-Zone zeichnen ein eher düsteres Bild, aber das ist kein Grund für Schwarzmalerei", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die Umfrage sponsert. Die Geschäftstätigkeit sei zwar erneut zurückgegangen und die Neuaufträge seien seit drei Monaten in Folge rückläufig. Dennoch hätten die Unternehmen im September etwas mehr Personal eingestellt als im August. "Hier erkennen wir eine gewisse Resilienz, vor allem wenn man die nachlassende Nachfrage bedenkt", sagte der HCOB-Chefökonom. "Insgesamt erwarten wir dennoch, dass die Wirtschaftsleistung der Euro-Zone im dritten Quartal schrumpfen wird."

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Rene Wagner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)