Reuters

Branche sieht Bau-Beschlüsse teilweise positiv - Fordert schnelles Umsetzen

25.09.2023
um 10:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Bauwirtschaft bewertet die geplanten Maßnahmen für die angeschlagene Branche als Schritt in die richtige Richtung, mahnt aber zur Eile.

"Die Bundesregierung hat jetzt wohl endlich erkannt, wie ernst die Lage am Wohnungsmarkt ist", sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Felix Pakleppa, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Es ist entscheidend, dass Bund, Länder und Kommunen, das zeitnah umsetzen." Von den angekündigten Maßnahmen müsse in drei Monaten "etwas auf dem Tisch sein". Hier müsse man bei einem weiteren Treffen noch vor Weihnachten Zwischenbilanz ziehen.

Mehr Familien als bisher sollen zinsgünstige Baukredite bekommen, um sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. Die staatlich geförderten Kredithöchstbeträge würden um 30.000 Euro angehoben, heißt es in einem Beschlusspapier der Bundesregierung zum Wohnungsgipfel im Kanzleramt, der Reuters vorlag. "Außerdem wird die Grenze des zu versteuernden Einkommens, bis zu dem ein zinsvergünstigtes Darlehen beantragt werden kann, von 60.000 Euro im Jahr auf 90.000 Euro im Jahr angehoben." In dem Papier werden 14 Maßnahmen aufgelistet, die teilweise aber bereits bekannt oder Absichtserklärungen sind.

Demnach soll EH40 als verbindlicher gesetzlicher Neubaustandard in dieser Legislaturperiode ausgesetzt werden. Pakleppa sagte dazu, das Aussetzen alleine reiche nicht. Wichtig sei, dass die Förderung an den Energiestandard EH55 gekoppelt werde. "Es ist zeitlich knapp, es muss Druck auf den Kessel", betonte der Lobbyist und warnte, dass es sonst zum Abbau von Arbeitsplätzen kommen könnte, die für die mittel- und langfristig nötigen Baumaßnahmen wichtig wären. Derzeit liege die Kapazitätsauslastung im Wohnungsbau nur bei rund 70 Prozent. "Wenn das weiter bröckelt, bekommen wir tatsächlich Probleme, die Fachkräfte zu halten", sagte Pakleppa.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) erklärte, das Beschlusspapier sei umfangreicher als erwartet und könne eine Perspektive für die Branche sein. "Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Maßnahmen müssen erst greifen, dafür braucht es Zeit, die wir eigentlich nicht haben", sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller zu Reuters. "Denn viele der Punkte hängen am Wohl und Wehe der Bundesländer, etwa die Beschleunigung der Baugenehmigungen oder die Senkung der Grunderwerbssteuer."

Wichtig für die Branche sei die Prüfung eines Zinsverbilligungsprogramms. Denn dies sei ein wesentliches Problem in der aktuellen Krise. "Den Investoren fehlt es schlicht und ergreifend an Liquidität", betonte Müller. "Das ist ein weiterer wesentlicher Hebel, um schnell und zügig neuen und vor allem bezahlbaren Wohnraum zu schaffen."

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)