Reuters

Ökonomen - Deutsche Inflationsrate fällt auf tiefsten Stand seit Kriegsausbruch

26.09.2023
um 07:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Inflationsrate in Deutschland ist nach Prognose von Ökonomen im September deutlich gefallen - auf den niedrigsten Stand seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine.

Die Verbraucherpreise dürften im Schnitt nur noch um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegen, sagen die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte von 13 Banken im Schnitt voraus. Im August lag die Teuerungsrate noch bei 6,1 Prozent. Kommt es so, wäre das der niedrigste Wert seit Februar 2022, als der russische Überfall auf die Ukraine begann. Das Statistische Bundesamt will am Donnerstag seine erste Schätzung dazu veröffentlichen.

"Aufgrund des Herausfallens des 9-Euro-Tickets aus dem Jahresvergleich und aufgrund von Basiseffekten wird die deutsche Inflationsrate im September deutlich sinken", sagte der Chefstratege von Merck Finck, Robert Greil. Die Bundesregierung hatte von Juli bis August 2022 neben dem Tankrabatt auch das 9-Euro-Ticket eingeführt, um die Verbraucher zu entlasten. Dieses gesenkte Niveau fällt nun aus dem Vergleich heraus, was den kräftigen Rückgang der Teuerungsrate erklärt.

"Auch in den kommenden Monaten sollten diese Basiseffekte weiterwirken", erwartet BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels. Das sollte zu einem weiteren Rückgang der Inflationsrate auf etwa 3,5 Prozent beitragen. "Dann laufen diese Basiseffekte aber aus und der Rückgang der Inflation dürfte deutlich zäher werden", sagte der Ökonom. "Nachhaltige Inflationsraten nahe zwei Prozent dürften wir erst wieder 2025 sehen."

Auch der Bundesbank zufolge dürfte die Teuerung "im Jahresverlauf weiter abnehmen". Die deutlichen Rückgänge auf den vorgelagerten Stufen - etwa Import- Erzeuger- und Großhandelspreise - dürften nach und nach an die Verbraucher weitergereicht werden. "Dennoch dürfte die Inflationsrate vor dem Hintergrund eines robusten Lohnwachstums auch mittelfristig deutlich oberhalb von zwei Prozent liegen", erwartet die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)