Reuters

IMK-Institut traut deutscher Wirtschaft 2024 nur Mini-Wachstum zu

26.09.2023
um 09:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Erst Rezession, dann Flaute: Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) traut der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr nur wenig Wachstum zu.

Das Bruttoinlandsprodukt werde um 0,7 Prozent wachsen, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Prognose. Damit ist das IMK nicht nur deutlich pessimistischer als noch im Frühjahr mit 1,2 Prozent angenommen, sondern auch zurückhaltender als die anderen führenden Institute: Das Münchner Ifo etwa rechnet mit einem doppelt so kräftigen Wachstum von 1,4 Prozent. Für das laufende Jahr erwarten die Düsseldorfer Forscherinnen und Forscher einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,5 Prozent.

"Die durch die Energiepreisschocks geschwächte deutsche Wirtschaft kommt auch in den kommenden Monaten nicht richtig in Gang, weil hohe Zinsen und eine verhaltene Weltkonjunktur bremsen", begründete das IMK seine pessimistische Sichtweise. Bei abnehmender Inflation und stärkeren Lohnsteigerungen erhole sich zwar ab dem zu Ende gehenden dritten Quartal der private Konsum. "Diese positive Entwicklung kommt aber so spät, dass sie die Rezession im Gesamtjahr 2023 nur etwas mildern kann, nicht verhindern."

Das geht am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorüber. Die Arbeitslosenquote steige in diesem Jahr auf durchschnittlich 5,7 Prozent. Das entspricht rund 2,6 Millionen Menschen ohne Job ? etwa 190.000 mehr als 2022. Für 2024 wird ein erneuter Anstieg der Quote auf dann 5,9 Prozent erwartet. Entspannung prognostiziert das IMK hingegen bei der Inflation. In diesem Jahr soll die Teuerungsrate noch durchschnittlich 6,0 Prozent betragen. 2024 dürfte sie mit 2,4 Prozent wieder relativ nahe am Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent liegen. Angesichts dieser Aussichten empfiehlt das IMK eine Pause bei den EZB-Zinserhöhungen sowie eine stärkere staatliche Unterstützung der sozial-ökologischen Transformation der Wirtschaft. Der Schwerpunkt solle dabei auf einer Absicherung gegen weiterhin hohe und volatile Strompreise liegen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Hans Seidenstücker - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)