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Schott Pharma - Frankfurt vor größtem Börsengang des Jahres

27.09.2023
um 16:02 Uhr

- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Der größte Börsengang dieses Jahres in Frankfurt ist auf der Zielgeraden.

Der Mainzer Glaskonzern Schott erlöst mit dem Verkauf von 23 Prozent der Anteile seiner Pharmaverpackungs-Tochter Schott Pharma 935 Millionen Euro. Die begleitenden Banken teilten den Investoren schon einen Tag vor Ablauf der Zeichnungsfrist am Mittwoch mit, dass die Aktien für 27 Euro ausgegeben würden, in der oberen Hälfte der Preisspanne, die von 24,50 bis 28,50 Euro reichte. Am Donnerstag feiert die Schott-Tochter ihr Börsendebüt. Auch der Panzergetriebe-Bauer Renk kommt bei den Anlegern offenbar an; die Emission - etwa halb so groß wie Schott Pharma - war bereits am ersten Tag der Zeichnungsfrist überzeichnet. Das macht dem Tankkarten-Anbieter DKV Mobility Mut, der Insidern zufolge seine Börsenpläne in der kommenden Woche öffentlich machen will.

"Die geplante Zuteilung in der Mitte der Preisspanne macht Schott Pharma durchaus zu einem interessanten Anlageobjekt", erklärte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Entscheidend sei aber, ob der Hersteller von Ampullen, Injektionen und Fläschchen die erwarteten Wachstumsraten nach dem Ende der Corona-Sonderkonjunktur in den nächsten Jahren erreichen werde. Schott Pharma hofft unter anderem auf einen Boom der Abnehmspritze Wegovy von Novo Nordisk. Das Unternehmen wird zum Ausgabepreis mit 4,06 Milliarden Euro bewertet. Als Ankerinvestor hat Schott Pharma den Staatsfonds von Katar gewonnen, der sich für 200 Millionen Euro mit 4,9 Prozent beteiligt.

Für andere Börsengänge ist es ermutigend, dass Schott Pharma den Sprung an die Börse so reibungslos geschafft hat - obwohl die Aktienmärtke wegen Zinsängsten wacklig sind. Auch bei der Augsburger Renk AG übertraf die Nachfrage schon am ersten Tag das Angebot - ein Signal für zahlreiche Investoren, dass auch sie bedenkenlos zeichnen können. Der Finanzinvestor Triton will 27 Prozent an Renk verkaufen und damit bis zu 486 Millionen Euro erlösen. Bei der Bewertung ist der Investor vorsichtig: Mit 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro ist sie niedriger angesetzt als erwartet.

Mit der Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera (Emissionserlös 605 Millionen Euro) sowie dem Cloud- und Webhosting-Anbieter Ionos (447 Millionen) haben in Deutschland erst zwei Kandidaten in diesem Jahr den Sprung an die Börse geschafft. Unmittelbar nach Schott Pharma und Renk folgt mit dem Flottendienstleister DKV Mobility das fünfte Unternehmen offenbar auf dem Fuße.

In der ersten Oktober-Woche soll der Startschuss bei DKV fallen, wenn sich die Märkte nicht stärker eintrübten, wie drei Insider sagten. Das Unternehmen könnte dabei mit mehr als vier Milliarden Euro bewertet werden, der Börsengang soll zwischen einer halben und einer Milliarde Euro bringen. DKV hatte schon im vergangenen Jahr Banken für den Börsengang angeheuert, das Vorhaben aber mehrfach hinausgeschoben. Bei dem Unternehmen aus Ratingen bei Düsseldorf war der Finanzinvestor CVC 2019 für 400 Millionen Euro mit 20 Prozent eingestiegen. Mehrheitseigentümer ist die Familie Fischer, die 2017 einen 45-Prozent-Anteil von der Gothaer Versicherung übernommen hatte.

BIRKENSTOCK GOES NEW YORK

Der wertvollste Börsenkandidat aus Deutschland hat sich aber für die New Yorker Börse entschieden. Birkenstock, Hersteller der bekannten Gesundheitsschuhe aus Linz am Rhein, könnte bei seiner Emission nach einem Bericht von Bloomberg mit rund zehn Milliarden Dollar bewertet werden. Die Zeichnungsfrist und die Werbetour bei Investoren sollten am nächsten Montag (2. Oktober) beginnen, für 11. Oktober sei vorläufig die Erstnotiz geplant, hieß es in dem Bericht. Birkenstock gehört seit zwei Jahren der Beteiligungsfirma L Catterton, hinter der der französische Milliardär und LVMH-Großaktionär Bernard Arnault steht.

Birkenstock hatte die Börsenpläne vor zwei Wochen öffentlich gemacht. Das Unternehmen versucht eine Welle der Popularität zu nutzen, die unter anderem durch den Kinofilm "Barbie" ausgelöst wurde. Die Hauptdarstellerin in dem Blockbuster, Margot Robbie, trägt dort zeitweise Birkenstock-Sandalen.

(Bericht von Alexander Hübner, Emma-Victoria Farr und Pablo Mayo Cerqueiro; redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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