Reuters

Kosovos Präsidentin bezichtigt Serbien der Angriffe im Norden

28.09.2023
um 16:32 Uhr

Pristina (Reuters) - Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani macht Serbien und dessen Präsidenten Aleksandar Vucic für die Gewalteskalation am Wochenende im Norden des Landes verantwortlich.

"Der Kosovo wird angegriffen", sagte Osmani der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. "Die (bewaffnete) Gruppe hat einfach die Absichten und Motive von Serbien als Land und Vucic als Anführer ausgeübt." Serbien erhebe nach wie vor territoriale Ansprüche auf das Kosovo und versuche, ein "Krim-Modell" zu verwirklichen, indem es Spannungen im Norden des Kosovo schüre, wo rund 50.000 ansässige Serben Belgrad immer noch als ihre Hauptstadt betrachteten und die Regierung in Pristina ablehnten.

Im Norden des Kosovo war es am Wochenende zu der schwersten Gewalteskalation seit mehreren Monaten gekommen. 30 bewaffnete und maskierte Männer eröffneten nach Angaben der Regierung am Sonntag in einem Dorf unweit der Grenze zu Serbien das Feuer auf kosovarische Polizisten. Anschließend besetzten sie ein serbisch-orthodoxes Kloster. Ein Polizist und drei Angreifer wurden nach Angaben der Polizei bei Schusswechseln getötet. Ministerpräsident Albin Kurti sprach von einer Terrorattacke, verübt von Kriminellen, die von Serbien gefördert würden. Serbien und Vucic haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Keine Gruppe hat sich zu dem Anschlag bekannt oder die Motive der Bewaffneten erklärt.

"Präsident Vucic soll aufhören, sich mit dem Kosovo anzulegen. Der Kosovo wird seine Freiheit, seine Unabhängigkeit und seine Souveränität um jeden Preis verteidigen", sagte Osmani. "Sie versuchen, ein Krim-Modell in der Republik Kosovo zu verwirklichen, aber das werden wir auf keinen Fall zulassen... [Wir] werden jeden Zentimeter des kosovarischen Territoriums verteidigen." Russland hatte 2014 die Halbinsel Krim annektiert - die Behörden des Kosovo befürchten, dass Serbien den nördlichen Teil des Landes abtrennen könnte.

Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Das wird weder von der Regierung in Belgrad noch von der serbischen Minderheit im Kosovo anerkannt. Über 90 Prozent der Bevölkerung des Kosovo sind ethnische Albaner. Im Norden des Landes stellen allerdings die Serben die Mehrheit. Die Nato hat rund 4000 Soldaten in dem Balkan-Land stationiert, die den Frieden sichern sollen. Die EU bemüht sich um eine Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Kosovo und Serbien, die beide in die EU streben. Zuletzt nahmen die Spannungen aber wieder zu.

(Bericht von Fatos Bytyci, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)