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Ifo - Erstmals seit einem Jahr wollen wieder mehr Firmen Preise anheben

29.09.2023
um 11:13 Uhr

Berlin (Reuters) - Rückschlag für den gerade erst in Schwung gekommenen Abbau der Inflation: Erstmals seit einem Jahr wollen wieder etwas mehr Unternehmen in Deutschland ihre Preise erhöhen - vor allem Gastronomen und andere Dienstleister.

Das Barometer für die Preiserwartungen kletterte im September von 14,7 auf 15,8 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner monatlichen Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte. Damit endete eine Serie von zwölf Rückgängen in Folge. "Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Inflationsrate das Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank erreichen wird", schlussfolgerte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser aus der Entwicklung.

Die Verbraucherpreise sind im September mit 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat so langsam gestiegen wie seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr. Viele Experten gehen davon aus, dass die Teuerung in den kommenden Monaten weiter nachlassen wird. Dafür spricht, dass sich die Importe im August um durchschnittlich 16,4 Prozent zum Vorjahresmonat verbilligten. Das ist das größte Minus seit November 1986, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "Ausschlaggebend für den aktuellen Rückgang ist wie schon in den Vormonaten vor allem ein Basiseffekt durch die hohen Preissteigerungen im Vorjahr aufgrund des Kriegs in der Ukraine", hieß es dazu. Da die deutsche Wirtschaft viele Vorprodukte und Rohstoffe aus dem Ausland bezieht, kommen sinkende Einfuhrpreise verzögert bei der allgemeinen Inflation an.

IN RESTAURANTS DÜRFTE ES TEURER WERDEN

Dem Ifo-Institut zufolge sind vor allem in der Gastronomie verstärkt Preisanhebungen geplant: Hier legte das Barometer von 49,1 auf 62,8 Punkte zu. Bei den Einzelhändlern hingegen sank es von 33,6 auf 31,4 Punkte. "Gute Nachrichten gibt es vom Baugewerbe", sagte Wollmershäuser. "Wegen der Flaute wollen dort immer mehr Unternehmen ihre Preise senken." Dort gingen die Preiserwartungen auf minus 12,6 Punkte zurück, nach minus 10,2 Zählern im August.

Im Verarbeitenden Gewerbe stieg das Barometer leicht von 3,8 auf 4,6 Punkte. Hinter diesem Durchschnitt verbergen sich gegenläufige Entwicklungen in der Industrie: Während mehr Autohersteller mit höheren Preisen planen, wollen mehr Papierhersteller ihre Produkte billiger anbieten. Bei den Dienstleistern insgesamt wollen wieder mehr Unternehmer ihre Kunden stärker zur Kasse bitten. Dort stiegen die Preiserwartungen von 23,7 auf 25,3 Punkte. "Ähnlich wie im Handel machen Löhne in dieser Branche einen hohen Anteil der Kosten aus", betonte das Ifo-Institut. "Die kräftig gestiegenen Gehälter dürften von den Unternehmern zum Teil auf die Preise überwälzt werden."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)