Reuters

Einzelhandel mit unerwartetem Umsatzminus - "Schwierige Zeiten"

29.09.2023
um 11:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutschen Einzelhändler haben im August trotz der nicht mehr so stark von der Inflation geplagten Verbraucher überraschend weniger Umsatz erzielt.

Dieser fiel um 0,8 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Inflationsbereinigt (real) gab es sogar einen Rückgang von 1,2 Prozent. Das kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Wachstum von 0,5 Prozent gerechnet. "Das sind nach wie vor sehr schwierige Zeiten für viele Einzelhändler", sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes HDE, Stefan Genth.

In den ersten acht Monaten des Jahres setzten die Einzelhändler zwar 3,1 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum, real gab es allerdings einen Rückgang von 3,8 Prozent. Das bedeutet, dass die Kunden zwar weniger kauften, aber deutlich mehr Geld dafür ausgeben mussten. Die Branche setzt darauf, dass die im September deutlich gesunkene Inflation künftig die Kauflust der Kunden anregt, da deren Kaufkraft steigen dürfte: Die Teuerungsrate gab den dritten Monat in Folge nach und liegt mit 4,5 Prozent auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine vor gut anderthalb Jahren. "Der Höhepunkt bei der Entwicklung der Verbraucherpreise dürfte hinter uns liegen", sagte Genth. "Auch die Steigerungsrate bei den Lebensmitteln geht deutlich zurück."

KOMMT DIE REZESSION?

Angesichts der nach wie vor schlechten Konsumlaune ist Ökonomen zufolge eine rasche Wende zum Besseren aber fraglich. Die GfK-Konsumforscher sagen für Oktober einen Rückgang ihres Barometers um 0,9 auf minus 26,5 Punkte voraus. "Damit dürften die Chancen auf eine Erholung der Konsumstimmung noch in diesem Jahr auf Null gesunken sein", sagte GfK-Fachmann Rolf Bürkl. Der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, sieht das ähnlich. "Trotz gesunkener Inflationsrate ist die Stimmung bei Händlern und Verbrauchern schlecht", sagte er. "Der Konsum wird dazu beitragen, dass sich die Rezessionsklappe weiter öffnet." Viele Volkswirte erwarten, dass Europas größte Volkswirtschaft auch wegen der Konsumflaute in der zweiten Jahreshälfte schrumpfen wird.

Der Einzelhandel mit Lebensmitteln nahm im August real um 1,2 Prozent zum Vormonat ab. Die Umsätze liegen hier in etwa auf dem Niveau des Jahres 2015, wie die Statistiker betonten. Auch der Internet- und Versandhandel verzeichnete ein reales Umsatzminus: Der Rückgang fiel mit 8,7 Prozent zum Vormonat kräftig aus.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Wollrab - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)