Reuters

Inflation im Euro-Raum ebbt im September überraschend deutlich ab

29.09.2023
um 11:24 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Inflation im Euro-Raum schwächt sich angesichts der Serie von Zinserhöhungen der EZB immer stärker ab.

Die Verbraucherpreise stiegen im September nur noch um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Oktober 2021. Der Rückgang fiel zudem stärker aus als erwartet - Volkswirte hatten mit einer Teuerung von 4,5 Prozent gerechnet. Im August hatte sie noch bei 5,2 Prozent gelegen. Die Kernrate, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, sank zudem im September kräftig auf 4,5 Prozent nach 5,3 Prozent im August.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat dieses Inflationsmaß genau auf ihrem Radar. Die Messgröße gilt als wichtiger Hinweisgeber für zugrundeliegende Inflationstrends. Der deutliche Inflationsrückgang dürfte den Währungshütern in der EZB weitere Argumente liefern, die angesichts der schwächelnden Konjunktur im Euro-Raum dafür plädieren, den im Sommer 2022 eingeleiteten Straffungskurs zu beenden. Die Notenbank hat im Kampf gegen die Inflation die Schlüsselzinsen bereits zehn Mal in Folge angehoben, zuletzt Mitte September um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank bekommen, liegt damit inzwischen bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Aus Sicht von Volkswirten hat die EZB damit voraussichtlich den Zinsgipfel erreicht. Die nächste Zinssitzung der EZB ist am 26. Oktober.

Die Energiepreise sanken im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,7 Prozent. Im August war der Rückgang mit 3,3 Prozent etwas schwächer gewesen. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen dagegen um 8,8 Prozent an nach 9,7 Prozent im August. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 4,2 Prozent nach einem Plus von 4,7 Prozent im August. Die Preise für Dienstleistungen zogen um 4,7 Prozent an nach zuvor 5,5 Prozent.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)