Reuters

Umfrage - Deutsche Industrieproduktion mit kräftigstem Rückgang seit 2020

02.10.2023
um 10:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutsche Industrie hat ihre Produktion einer Umfrage zufolge im September so stark gedrosselt wie seit fast dreieinhalb Jahren nicht mehr.

Das Rückgang sei so kräftig ausgefallen wie seit Mai 2020 nicht mehr, als die Corona-Pandemie belastete, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Montag zu seiner monatlichen Umfrage unter Hunderten Unternehmen mitteilte. "In den allermeisten Fällen wurde die Drosselung dem rückläufigen Neugeschäft zugeschrieben."

Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie - der neben der Produktion auch Auftragseingang, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbestände berücksichtigt - legte dennoch leicht zu: um 0,5 auf 39,6 Punkte. Das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer blieb damit allerdings klar unter der Marke von 50 Zählern, ab der es ein Wachstum signalisiert.

"Es gibt zaghafte Anzeichen dafür, dass die Talsohle in Sicht ist", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die Umfrage sponsert. "Die Auftragseingänge zum Beispiel sind zwar nach wie vor rückläufig, aber der Rückgang hat sich verlangsamt." Ähnlich verhalte es sich mit dem Exportgeschäft.

Die schwache Produktion macht sich bislang kaum bei der Beschäftigung bemerkbar. "Es sieht so aus, als versuchten die Unternehmen einen Stellenabbau im großen Stil zu meiden", sagte de la Rubia. "Heute sind die Demografie und der damit verbundene Arbeitskräftemangel selbst in Zeiten schwacher Nachfrage die offensichtlichen Gründe dafür, dass wir nicht die hohen Arbeitsplatzverluste vergangener Zeiten erleben."

Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im gerade zu Ende gegangenen dritten Quartal gesunken ist. Ende 2022 und Anfang 2023 ist Europas größte Volkswirtschaft bereits zwei Quartale in Folge geschrumpft, ehe sie im Frühjahr stagnierte.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)