Reuters

Ex-Freundin belastet FTX-Gründer Bankman-Fried

11.10.2023
um 12:22 Uhr

New York (Reuters) - Im Betrugsverfahren gegen Sam Bankman-Fried hat ein weiteres Mitglied aus seinem ehemaligen Führungszirkel den Gründer der kollabierten Kryptobörse FTX belastet.

Caroline Ellison, frühere Chefin von Bankman-Frieds Brokerhaus Alameda und ehemalige Lebensgefährtin des 31-Jährigen, beschrieb den Angeklagten am Dienstag (Ortszeit) vor einem New Yorker Gericht als ehrgeizigen Mann. Er habe keine Skrupel gehabt, Kreditgebern irreführende Finanzinformationen zu geben, sich in die Rivalität mit der Kryptobörse Binance hineingesteigert und glaubte, er könne eines Tages US-Präsident werden.

"Alameda zog mehrere Milliarden Dollar an Geld von FTX-Kunden ab und nutzte es für unsere eigenen Investitionen und zur Rückzahlung unserer Schulden", sagte sie. Bankman-Fried habe ihr zudem aufgetragen, Kreditgebern eine irreführende Alameda-Bilanz vorzulegen. Auf die Frage einer Staatsanwältin, ob sie Verbrechen begangen habe, antwortete die 28-Jährige: "Ja, das haben wir."

Alameda habe erstmals 2021 die FTX-Kreditlinie genutzt, fügte sie hinzu. Damit habe Bankman-Fried die milliardenschwere Beteiligung von Binance an FTX zurückkaufen wollen, weil er eine Beeinträchtigung des Geschäfts durch den Rivalen befürchtete. Binance war für einen Kommentar zu diesem Thema zunächst nicht zu erreichen. Die weltgrößte Kryptobörse hatte im vergangenen November Interesse an einer FTX-Übernahme angemeldet, sich dann aber dagegen entschieden. Ellison wird am Mittwoch erneut im Zeugenstand erwartet.

ANDERE ZEUGEN BELASTEN BANKMAN-FRIED EBENFALLS

Vergangene Woche hatte bereits der ehemalige FTX-Technikchef und -Mitgründer Gary Wang Bankman-Fried belastet. Als dritter ehemaliger Vertrauter soll im Laufe des Verfahrens auch Nishad Singh aussagen. Ellison, Wang und Singh hatten sich bei einer Anhörung schuldig bekannt und angekündigt, mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten zu wollen.

Den Behörden zufolge verschob Bankman-Fried heimlich Milliarden, um damit zu spekulieren und seinen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Er hat alle Betrugsvorwürfe mehrfach zurückgewiesen und auf nicht schuldig plädiert. Er räumte allerdings Fehler bei der Unternehmensführung ein. Das Verfahren ist auf sechs Wochen angesetzt. Bei einer Verurteilung drohen Bankman-Fried bis zu 115 Jahre Gefängnis.

(Bericht von Luc Cohen und Jody Godoy; geschrieben von Hakan Ersen und Scot W. Stevenson, redigiert von Myria Mildenberger.; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)