Reuters

Bundesregierung - Unterstützen Estland und Finnland im Pipeline-Fall

11.10.2023
um 15:22 Uhr

Berlin/Vilnius/Helsinki/Moskau (Reuters) - Nach den Schäden an einer Erdgas-Pipeline in der Ostsee zwischen Finnland und Estland hat die Bundesregierung den beiden Nato-Partnern ihre Solidarität und volle Unterstützung zugesagt.

Jetzt sei eine gründliche Untersuchung notwendig, wer für diese Schäden verantwortlich sei, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Mittwoch. Die Ermittlungen der zuständigen Behörden liefen. Innerhalb der Nato stehe die Regierung im engen Austausch zu den Vorfällen von Sonntag. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg habe deutlich gemacht, dass die Allianz selbstverständlich bereitstehe, die Bündnispartner Estland und Finnland zu unterstützen. Zusammen mit den EU- und Nato-Partnern werde daran gearbeitet, den Schutz der kritischen unterseeischen Infrastruktur zu sichern und zu verstärken.

Die Schäden an einer Gaspipeline und einem Telekom-Kabel sind nach Angaben des estnischen Verteidigungsministers durch schwere Gewalteinwirkung entstanden. "Es ist deutlich zu erkennen, dass diese Schäden durch eine ziemlich starke Kraft verursacht wurden", sagte Hanno Pevkur. "Was es also genau ist, müssen wir noch präzisieren, aber im Moment sieht es eher danach aus, dass es sich um mechanische Einwirkungen beziehungsweise mechanische Zerstörung handelt." Der finnische Ministerpräsident Sauli Niinistö hatte bereits am Dienstag von einem gezielten Vorgehen gesprochen.

ERINNERUNG AN SCHÄDEN DER GASRÖHREN NORD STREAM 1 UND 2

Der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, sprach von verstörenden Nachrichten. Er habe keine technischen Informationen und wisse nicht, ob einer der russischen Sicherheitsdienste diese habe. Die finnischen Behörden gingen davon aus, dass die Schadensstelle an der Gaspipeline in finnischen Gewässern liegt, die am Telekom-Kabel in estnischen. Er verwies zudem auf die Beschädigung der beiden Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 im September 2022. Diese seien ein Präzedenzfall für Terrorangriffe gegen Einrichtungen der Infrastruktur. Die Hintergründe der Leckagen sind bis heute unklar. Russland und der Westen werfen sich gegenseitig vor, dafür verantwortlich zu sein.

Nato-Generalsekretär Stoltenberg drohte mit einer entschlossenen Antwort des Verteidigungsbündnisses. "Wenn sich herausstellt, dass es sich um einen Angriff auf kritische Nato-Infrastrukturen handelt, wird die Nato geschlossen und entschlossen darauf reagieren", sagte er vor einem Treffen der Verteidigungsminister der Allianz.

Die 77 Kilometer lange Pipeline Balticconnector verbindet Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland. Sie führt durch den Golf von Finnland, einen Teil der Ostsee, der bis in russische Hoheitsgewässer reicht. Der Betreiber verzeichnete am Sonntag um 02.00 Uhr (Ortszeit; 01.00 Uhr MESZ) einen plötzlichen Druckabfall und legte die Leitung still. Die finnische Energie-Gesellschaft Gasgrid erklärte inzwischen, es könnte Monate dauern, die Schäden zu beheben. Den zuständigen Betreibern zufolge kann der Erdgas-Bedarf in beiden Staaten aus anderen Quellen gedeckt werden, auch im Winter.

(Bericht von Andrius Sytas, Mitarbeit Markus Wacket, Miranda Murray, geschrieben von Anneli Palmen, Tom Käckenhoff; redigiert von Hans Seidenstücker Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)