Reuters

Großhandelspreise mit stärkstem Rückgang seit dreieinhalb Jahren

15.11.2023
um 08:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Der stärkste Rückgang der Großhandelspreise seit fast dreieinhalb Jahren signalisiert einen nachlassenden Inflationsdruck in Deutschland.

Sie fielen im Oktober wegen günstigerer Mineralölprodukte um durchschnittlich 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Mai 2020, als die Corona-Pandemie für enorme ökonomische Verwerfungen sorgte. Von September auf Oktober gaben die Großhandelspreise ebenfalls nach, und zwar um 0,7 Prozent.

Der Großhandel gilt als wichtiges Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden, Preissenkungen kommen meist verzögert und zumindest teilweise auch bei den Verbrauchern an. Ökonomen gehen deshalb davon aus, dass die Inflationsrate weiter nachgeben dürfte. Im Oktober sind die Verbraucherpreise mit 3,8 Prozent so schwach gestiegen wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Viele Experten gehen davon aus, dass die Teuerungsrate bis Jahresende auf etwa drei Prozent fallen könnte, sollte ein starker Anstieg der Ölpreise ausbleiben.

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Großhandelspreise hatten im vergangenen Monat Mineralölerzeugnisse wie Benzin, die vor einem Jahr nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine besonders kräftig gestiegen waren. Diese waren nun um 16,8 Prozent billiger zu haben als ein Jahr zuvor. "Ursächlich hierfür ist vor allem ein Basiseffekt durch das hohe Preisniveau im Vorjahreszeitraum", hieß es dazu. Deutlich günstiger waren auch Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (-24,8 Prozent), chemische Erzeugnissen (-22,1 Prozent), Erze, Metalle und Metallhalbzeug (-14,8 Prozent) sowie Altmaterial und Reststoffe (-14,3 Prozent).

Höher als im Oktober 2022 waren dagegen die Großhandelspreise für Obst, Gemüse und Kartoffeln: Hier gab es ein Plus von 13,1 Prozent. Zucker, Süßwaren und Backwaren verteuerten sich mit 11,4 Prozent ähnlich stark. Auch für Getränke (+7,9 Prozent) sowie für lebende Tiere (+6,8 Prozent) musste auf Großhandelsebene mehr bezahlt werden als vor einem Jahr.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)