Reuters

Chinesische Konjunkturdaten deuten auf uneinheitliche Erholung

15.11.2023
um 12:32 Uhr

Peking (Reuters) - In China haben überraschend starke Zuwächse bei der Industrieproduktion und im Einzelhandel das Stimmungsbild in der Wirtschaft etwas aufgehellt.

Die Industrieproduktion kletterte im Oktober im Jahresvergleich um 4,6 Prozent und damit so schnell wie seit April nicht mehr, wie Daten des Nationalen Statistikbüros (NBS) am Mittwoch zeigten. Ökonomen hatten nur mit 4,4 Prozent gerechnet. Zudem stiegen die Einzelhandelsumsätze, ein Indikator für den Konsum, um 7,6 Prozent, nach 5,5 Prozent im September und damit so stark wie seit Mai nicht mehr. Analysten hatten mit einem Plus von 7,0 Prozent gerechnet.

Einige Experten äußerten sich jedoch zurückhaltend, da der Immobiliensektor nach wie vor auf der Wirtschaft lastet. Zudem gilt das Ausbleiben größerer Reformen als Hindernis für einen nachhaltigen und längerfristigen Aufschwung. "Die Wirtschaftsdaten vom Oktober deuten darauf hin, dass die uneinheitlichen Trends fortbestehen", sagte Tommy Wu, Volkswirt bei der Commerzbank. So gingen die Investitionen im Immobiliensektor zwischen Januar und Oktober um 9,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.

UNEINHEITLICHE ENTWICKLUNG DEUTET AUF HOLPRIGE ERHOLUNG

Die jüngsten Daten stehen in Kontrast zu einer Reihe von anderen Indikatoren, die auf eine gedämpfte Wachstumsdynamik hindeuten. So waren die Importe im Oktober stärker gestiegen als die Exporte, die Kreditaufnahme der Haushalte blieb schwach und die Verbraucherpreise gingen zurück. Hintergrund sind etwa eine schwache Auslandsnachfrage und eine höhere Arbeitslosigkeit.

Um die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie zu unterstützen, hatte die Volksrepublik ihre Bemühungen in den vergangenen Monaten mit mehreren Konjunkturspritzen verstärkt. So senkte Chinas Notenbank den sogenannten Reservesatz für Geschäftsbanken bereits zweimal. Damit soll Liquidität freigesetzt und die Wiederbelebung - auch im angeschlagenen Immobiliensektor - angekurbelt werden. Analysten rechnen mit einer weiteren Senkung des Mindestreservesatzes und Leitzinses zu Jahresende. Dennoch scheuen die Pekinger Behörden ein starkes Eingreifen. Denn dies würde die Zinsunterschiede zwischen China und dem Westen, insbesondere den USA, weiter vergrößern - was wiederum den Yuan schwächen und den Abfluss von Kapital verstärken könnte.

(Bericht von Ellen Zhang und Kevin Yao, geschrieben von Katharina Loesche und Nette Nöstlinger, redigiert von Klaus Lauer. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)