Reuters

Ökonomen - Rückkehr zu alter Gastro-Mehrwertsteuer erhöht Inflation leicht

20.11.2023
um 10:27 Uhr

Berlin (Reuters) - Die ab Januar wieder von sieben auf 19 Prozent steigende Mehrwertsteuer in der Gastronomie wird Ökonomen zufolge die Inflation in Deutschland steigen lassen - allerdings nur minimal.

"Einen kleinen Effekt würde das haben", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Teuerungsrate dürfte dadurch um etwa 0,2 Prozentpunkte höher liegen. "Das ist nicht die Welt und reicht als Argument für eine Art Sondersubvention für das Gaststättengewerbe nicht aus", sagte Schmieding. "Denn das wäre ja eine niedrigere Mehrwertsteuer für diesen Bereich."

ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski erwartet einen Mini-Anstieg der Inflationsrate von etwa 0,1 Prozentpunkten. "Das ist also noch verkraftbar." Das Argument, dass die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz die Inflation anheize, würde nur ziehen, wenn alle Gastronomiebetriebe die Mehrwertsteuer auch weitergeben. "Und das ist alles andere als sicher", sagte Brzeski. "Immerhin hat das Gastronomiegewerbe in den letzten Jahren ja auch die Margen erhöhen können und sieht sich jetzt einer abnehmenden Nachfrage ausgesetzt." Zudem stelle sich die Frage, ob die nun auslaufende Mehrwertsteuersenkung von 19 auf sieben Prozent wirklich inflationsdämmend gewesen sei. Die Preise lägen in der Gastronomie aktuell um gut 20 Prozent höher als 2020, die Verbraucherpreise insgesamt nur um 17 Prozent.

Die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie war in der Corona-Pandemie von 19 auf sieben Prozent gesenkt worden, um die Branche zu stützen. Wegen der Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs wurde die Regelung bis Ende 2023 verlängert. Die Ampel-Regierung hat sich nun darauf verständigt, dies auslaufen und ab Januar wieder die normale Mehrwertsteuer von 19 Prozent gelten zu lassen. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) erwartet dadurch deutliche Preiserhöhungen. "Damit trifft sie Normal- und Geringverdiener besonders hart", sagte Dehoha-Präsident Guido Zöllick. Das Finanzministerium hatte im September das Volumen der Umsatzsteuerreduzierung auf 3,4 Milliarden Euro beziffert.

(Bericht von Rene Wagner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)