Reuters

Scholz drängt zu mehr Investitionen in Afrika

20.11.2023
um 13:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Bundeskanzler Olaf Scholz und die Präsidenten mehrerer afrikanischer Staaten haben deutsche Firmen zu verstärkten Investitionen auf dem Kontinent gefordert.

Das Potenzial Afrikas sei riesig, sagte Scholz am Montag in Berlin auf der Investitions-Konferenz im Rahmen der G20-Initiative "Compact with Africa" mit Blick auf die junge Bevölkerung. Er betonte zudem, dass Afrika ein großer Lieferant für grünen Wasserstoff für Deutschland werden könne.

Während die Vorsitzende des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Sabine Dall'Omo, die Investitionen deutscher Firmen immer noch "enttäuschend" gering nannte, wiesen einige afrikanische Regierungen auf enorme Wachstumsraten hin. Marokkos Ministerpräsident Aziz Akhennouch sagte, dass sich die deutschen Investitionen in seinem Land von 2015 bis 2022 versechsfacht hätten. Im ersten Quartal diesen Jahres habe zudem der bilaterale Handel um 30 Prozent zugenommen. Die Zahl deutscher Unternehmen in der Elfenbeinküste haben sich in fünf Jahren verdreifacht, wie Präsident Alassane Ouattara betonte.

Deutschland hatte die CwA-Initiative mit besonders reformfreudigen afrikanischen Staaten während der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 angestoßen. Scholz betonte, dass die Reformen dafür sorgten, dass das Wachstum in den CwA-Staaten deutlich höher sei als in anderen afrikanischen Staaten. Er ermutigte die afrikanischen Länder, in großem Maßstab in die Produktion von klimafreundlichem Wasserstoff einzusteigen. "Die Compact-with-Africa-Konferenz soll das Signal aussenden: Sie können auf Deutschland als Partner zählen", sagte Scholz. Mit dem "Power to X"-Entwicklungsfonds und weiteren Maßnahmen unterstütze man Länder mit dem entsprechenden Potenzial dabei, lokale Wasserstoffwirtschaften und deren Wertschöpfungsketten aufzubauen. "Und wir werden grünen Wasserstoff in großen Mengen abnehmen", betonte der Kanzler. Mehrere Präsidenten wie Kongos Staatschef Jean Michel Sama Lukonde Kyenge, pochten auf mehr ausländische Investitionen in den Stromsektor.

Vizekanzler Robert Habeck verwies darauf, dass der Anteil Erneuerbarer Energie nur ein Prozent der Stromproduktion in Afrika ausmache. "Wir stehen als Partner bereit, aber Sie müssen sagen, was Sie wollen und die Geschäftspläne aufstellen", sagte er Grünen-Politiker auf der Investitionskonferenz. Der Umbau in eine klimafreundliche Wirtschaft sei eine enorme Chance für afrikanische Länder.

Senegals Präsident Macky Sall kritisierte vor allem die teuren Kredite für Investitionen in Afrika. Bei der Risikoanalyse werde nicht zwischen Staaten unterschieden. Dabei sei absehbar, dass die Mittelschicht in Afrika bald auf 400 Millionen Menschen anwachse, das Potenzial also groß sei. Die Vorsitzende des Afrika-Vereins forderte die Bundesregierung auf, vor allem die politischen Risiken für klein- und mittelständige Unternehmen staatlich besser abzusichern. "Ein Schlüssel für die Verbesserung der Geschäftsaktivitäten in der Region Subsahara-Afrika sind attraktive Finanzierungen für die Kunden des industriellen Mittelstands, zum Beispiel im Maschinen- und Anlagenbau", sagte auch Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft beim Maschinenbauverband VDMA.

Als ein Schlüssel für die schnellere Entwicklung wird die Bildung der geplanten panafrikanischen Freihandelszone angesehen. "Eine funktionierende Freihandelszone wird gleichzeitig auch das Marktpotenzial für Investoren enorm erhöhen", sagte der Kanzler.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)