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Zunehmend Hinweise auf Feuerpause und Geisel-Abkommen im Gaza-Krieg

21.11.2023
um 18:12 Uhr

- von Nidal al-Mughrabi und Emily Rose

Gaza/Jerusalem (Reuters) - Im Gaza-Krieg verdichten sich die Hinweise auf eine bevorstehende Feuerpause und eine Vereinbarung zum Austausch von Geiseln.

Neben den Kriegsparteien Israel und der radikal-islamischen Hamas teilten auch die USA am Dienstag mit, eine Übereinkunft sei näher gerückt. Hamas-Chef Ismail Hanija erklärte in einer an die Nachrichtenagentur Reuters übermittelten Stellungnahme, Hamas-Unterhändler stünden "kurz vor einem Waffenstillstandsabkommen". Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach vor Reservisten von Fortschritten. Hoffentlich werde es bald gute Nachrichten geben, erklärte er. Am Nachmittag sagte US-Präsident Joe Biden, man sei einer Einigung "sehr, sehr nahe". In Israel trat das Kriegskabinett zusammen, das gesamte Kabinett sollte im Laufe des Abends folgen.

Einzelheiten zum Inhalt der Verhandlungen wurden kaum bekannt. Der Hamas-Vertreter Issat el Reschik sagte, beide Seiten würden Frauen und Kinder freilassen. Details würden von Katar bekanntgegeben, das zwischen den Konfliktparteien vermittelt. Eine mit den Gesprächen vertraute Person sagte später, die Hamas solle 50 Frauen und Kinder aus der Geiselhaft lassen. Darunter seien auch einige Ausländer. Israel werde wiederum während einer vier Tage andauernden Waffenruhe 150 palästinensische Gefangene freilassen, die meisten davon Frauen und Minderjährige. Ein US-Vertreter nannte die gleichen Zahlen.

WHO ERWÄGT EVAKUIERUNG VON KRANKENHÄUSERN

Der Krieg begann am 7. Oktober mit einem Angriff der Hamas auf Israel, bei dem die Islamisten nach israelischen Angaben 1200 Menschen töteten und etwa 240 Geiseln nahmen. Israel reagierte mit Luftangriffen und einem Einmarsch in das Palästinenser-Gebiet. Seitdem sind nach Angaben der palästinensischen Behörden mindestens 13.300 Bewohner des Gazastreifens getötet worden. Nach UN-Angaben sind zwei Drittel der 2,3 Millionen Menschen in dem dicht besiedelten Küstenstreifen inzwischen obdachlos. Die als katastrophal eingeschätzte humanitäre Lage dort hat international Rufe nach einer Feuerpause immer lauter werden lassen.

Die Situation der Zivilbevölkerung im Gazastreifen wurde auch durch den Zusammenbruch des Betriebs in mehreren Krankenhäusern verschärft. Israel wirft der Hamas vor, Zivilisten und zivile Strukturen wie etwa Kliniken als Schutzschilde zu missbrauchen und dort Kommandozentralen zu unterhalten. Die Islamisten weisen dies zurück. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab Pläne bekannt, drei Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens zu evakuieren, wo die Kämpfe am Boden zunächst am heftigsten waren. Dabei handle es sich um Al-Schifa, Ah-Ahli und das Indonesische Krankenhaus. "Das beraubt der gesamten Bevölkerung im Norden den Zugang zur Gesundheitsversorgung", sagte ein WHO-Sprecher.

(Geschrieben von Elke Ahlswede und Scot W. Stevenson, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)