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Deutschland stellt inflationsgeschützte Bundesanleihen ein

23.11.2023
um 07:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Deutschland zieht sich aus dem Markt für inflationsgeschützte Anleihen zurück.

Wie die Deutsche Finanzagentur am Mittwochabend mitteilte, sollen ab 2024 keine weiteren inflationsindexierten Bundeswertpapiere neu emittiert oder bereits ausstehende Papiere aufgestockt werden. "Die aktuell ausstehenden inflationsindexierten Bundeswertpapiere werden weiterhin am Markt handelbar sein", hieß es. Das verbleibende Programm umfasse vier Papiere mit einem Gesamtvolumen von 66,25 Milliarden Euro und Restlaufzeiten zwischen rund 2,5 und 22,5 Jahren. Eine Begründung für den Schritt wurde nicht genannt.

Bei einem sogenannten "Linker" richtet sich die Zinszahlung nach der Teuerungsrate. Damit übernimmt der Emittent - in diesem Fall der Staat - das Inflationsrisiko, das sonst beim Investor liegt. Bei einer niedrigen Inflation oder einer Deflation sind die Erträge geringer als bei normalen Anleihen. Deutschland hatte erstmals im März 2006 ein solche Anleihe begeben. Im Jahr 2012 erklärte der damalige Chef der Finanzagentur, Carl Heinz Daube, der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview: "Wir haben dem Markt zugesichert, regelmäßig zu emittieren. Das werden wir auch tun, um auch im Ausbau dieses Marktsegments ein verlässlicher Partner zu sein." Allerdings haben die zuletzt hohe Inflation und steigende Zinsen die Zinslast des Bundes erheblich steigen lassen.

Im Juni 2022 sprach Finanzminister Christian Lindner in diesem Zusammenhang von "einer Steilwand, die sich vor uns auftut" und machte dafür auch ausdrücklich die Ausgabe inflationsgesicherter Staatsanleihen durch frühere Regierungen verantwortlich. "Da haben wir früher Geld mit verdient, jetzt zahlen wir Milliarden dafür", sagte er. Im November 2022 erhielt Reuters Einsicht in ein Dokument des Haushaltsausschusses des Bundestages. Der Übersicht zufolge wurden als Folge der hohen Inflation 2,2 Milliarden Euro zusätzlich für einen Fonds zurückgelegt, aus dem inflationsindexierte Bundesanleihen zurückgezahlt wurden.

(Bericht von Scot W. Stevenson; Redigiert von Birgit Mittwollen; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)