Reuters

Studie - Deutscher Mittelstand investiert in Konjunkturflaute nur vorsichtig

27.11.2023
um 10:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Stimmung im deutschen Mittelstand hat sich im Herbst spürbar eingetrübt.

Sowohl die Aussichten als auch die Lage bewerteten die gut 1000 befragten Firmen deutlich schlechter, erklärten die DZ Bank und der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) am Montag zu einer Erhebung vom Oktober. "Die Stimmungsaufhellung vom Frühjahr ist im Zuge der anhaltenden Belastungen schon wieder Geschichte", hieß es. Der Saldo von optimistischen und pessimistischen Geschäftserwartungen der Betriebe sank von plus sieben auf minus 15 Punkte. Dies ist das zweitschlechteste Ergebnis seit Beginn der Erhebung 1995 - nur im vorigen Jahr zu Hochzeiten der Energiekrise waren die Mittelständler noch pessimistischer.

"Die Anstrengungen der Bundesregierung zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts müssen schnell zu greifbaren Ergebnissen kommen", sagte BVR-Präsidentin Marija Kolak. Wichtig sei vor allem, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, Bürokratie abzubauen und finanzielle Investitionsanreize zu stärken. "Deutschland braucht massive Investitionen in den Wirtschaftsstandort, in die Dekarbonisierung und die Digitalisierung."

Die Geschäftsaussichten haben sich laut Umfrage in allen Größenklassen und fast allen Branchen verschlechtert. Am pessimistischsten blicken die Bauunternehmen nach vorn - "was wegen der Zinswende und der infolgedessen eingebrochenen Wohnungsbaugenehmigungen nicht verwundert". Die Unsicherheit sorgt auch für eine stagnierende Bereitschaft zu Investitionen im Mittelstand. Es wollen zwar 68 Prozent der Befragten in den nächsten sechs Monaten Geld in ihre Firma stecken. Das langjährige Mittel liegt hier jedoch bei knapp 73 Prozent.

Zuletzt sorgte das Ifo-Geschäftsklima für Hoffnungszeichen. Das wichtigste Barometer für die deutsche Konjunktur hellte sich im November zum dritten Mal in Folge leicht auf. Damit könnte Deutschland womöglich doch noch darum herumkommen, im laufenden Schlussquartal in eine Rezession zu rutschen. Im Sommer war das Bruttoinlandsprodukt bereits um 0,1 Prozent gesunken - auch weil sich die Deutschen beim Konsum zurückgehalten haben.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)